Es ist nicht mehr wegzudenken aus unseren Gesellschaften: das Büro. Im Büro gehen Menschen unterschiedlichen Tätigkeiten nach und treten hierarchisch zu einander in Beziehung. Als räumlich-sozialer Arbeitszusammenhang ist das Büro ein Ort der Vergesellschaftung, wo berufliche Subjekte geformt werden – von Buchhaltern und Sekretärinnen über Handlungsgehilfen, Kontoristen, Kanzlisten, Schreiber, Bürodiener bis hin zu Selbständigen. Das macht das Büro zu einem faszinierenden Untersuchungsgegenstand der Wirtschaftsgeschichte.

Dem Kurs dient das Büro als Linse, um Einblicke in die Ökonomien von Dienstleistungsgesellschaften zu erhalten. Wir fragen danach, wie mit dem Büro Angestellte als neue soziale Schicht zwischen Bürgertum und Arbeiterschaft entstanden, inwiefern die Einführung technischer Hilfsmittel wie der Schreibmaschine Arbeitstätigkeiten feminisierte und Arbeitsteilungen vergeschlechtlichte, warum Arbeitgeber die Bürotätigkeiten rationalisierten und die Arbeitnehmenden kontrollierten, wie das Büro als Arbeitsort von Unternehmen und Verwaltung in private Haushalte (home office) expandierte und wie sich Gesellschaften im Reden über das Büro verständigten – von der literarischen Verarbeitung des Büros durch zahlreiche Schriftsteller:innen im 19. Jahrhundert über die soziologische Auseinandersetzung mit dem Büro als Schaltstelle der sogenannten Bürokratie bzw. „Schreibstubenherrschaft“ um 1900 bis hin zu aktuellen TV-Serien.

Als Einführung in die Wirtschaftsgeschichte angelegt, bietet der Kurs vielseitige arbeits- und geschlechterhistorische Einblicke in das Entstehen und Funktionieren moderner Dienstleistungsgesellschaften im 19. und 20. Jahrhundert.