Populismus wird häufig als («dünne») Ideologie definiert, tritt aber auch als politische Strategie oder Diskurs auf, als Politikform, die nicht mit bestimmten politischen Inhalten «gefüllt» ist. Ein wiederkehrendes Merkmal ist die Gegenüberstellung von «Volk» und «korrupten Eliten». Populismus findet sich in der Opposition, aber auch als Politikstil der Regierung. So waren in Lateinamerika bereits in den 1950er bis 1980er Jahren «populistische» Regierungen an der Macht. Auch im heutigen Westeuropa ist Populismus kein neues Phänomen, hat aber in jüngster Zeit an Bedeutung gewonnen: In vielen Ländern gewinnen Anti-Establishment-Parteien an Macht, die meist illiberale Züge tragen. In Osteuropa hat die Unzufriedenheit mit den postkommunistischen Eliten und ihrer Performance nach der Wende wiederholt populistische Parteien und Politiker*innen an die Macht gebracht (Ungarn, Polen, Slowakei; Russland). Was verbirgt sich hinter dem unscharfen, bisweilen enigmatischen Begriff des Populismus? Wie verhält sich Populismus zur Demokratie? Eignet sich Populismus als analytisches Konzept, um verschiedene Bewegungen und Regierungen über Zeit und Raum hinweg zu vergleichen? Ist Populismus eine analytisch oder politisch nützliche Kategorie? Das Seminar vertieft mit dem Fokus auf Populismus einen aktuellen Aspekt der Vergleichenden Politikwissenschaft und soll als Ausgangspunkt für die Entwicklung eines wissenschaftlichen Verständnisses von Populismus dienen. Nach einem theoretischen und thematischen Überblick werden verschiedene Fallbeispiele aus West- und insbesondere Osteuropa untersucht.
- Dozent/in: Philipp Casula
- Dozent/in ohne Bearbeitungsrecht: Pauline Julie Dummermuth