«Es gibt Lücken. Zwischen der Sprache und der Welt. Nicht alles, was ist, kommt zur Sprache. Nicht alles, was geschieht, findet seinen Ausdruck darin. Nicht jeder Mensch kann in der Sprache, die er spricht, sein. Nicht etwa, weil er die Sprache nicht ausreichend beherrscht, sondern weil die Sprache nicht ausreicht.»
Gümüşay, Kübra: Sprache und Sein, München 2021, S. 45.
Public History ist ein geeignetes Medium, um differenziert auf die dominierende Geschichtsschreibung zu blicken und so in der Gesellschaft das Bewusstsein für Vieldeutigkeit und Lückenhaftigkeit zu wecken. Ob administrative Versorgungen, die koloniale Vergangenheit der Schweiz, die Frauenbewegung oder internationale Adoptionen: Anhand konkreter Beispiele aus der Vermittlungspraxis erhalten die Studierenden Einblick in die Entstehung von Public History-Projekten und deren Verbindung zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen und Debatten.
Der Praxisteil der Werkstatt hat zwei Ausrichtungen:
Einerseits schauen die Studierenden hinter die Kulissen der Sprache – sowohl der Sprache als Werkzeug, das Wörter formt und Sätze bildet, als auch der Sprache im Sinne einer Bildsprache, derer man sich bewusst oder unbewusst bedient.
Andererseits erarbeiten die Teilnehmenden der Werkstatt ein eigenes Public History Projekt. Dabei lernen sie zentrale Methoden der Konzept- und Projektarbeit kennen und üben praktische und für die Public History Praxis unerlässliche Fähigkeiten wie ko-kreative Zusammenarbeit, Schreiben oder Präsentieren. Für diesen Teil arbeiten die Studierenden mit Quellen aus der Gosteli Stiftung, dem Archiv zur Geschichte der Schweizer Frauenbewegung.
Einführende Literatur:
Amlinger, Fabienne; Gafner, Lina; Isler, Simona u. a.: Frauengeschichte im Archiv: 40 Jahre Gosteli-Stiftung, Wettingen 2024.
Gümüşay, Kübra: Sprache und Sein, München 2021.
Schär, Bernhard C.: Wie eine Frau aus Borneo die Gründung der Schweiz prägte, Republik, 15.12.2020, https://www.republik.ch/2020/12/15/wie-eine-frau-aus-borneo-die-gruendung-der-schweiz-praegte, konsultiert am 3.6.2024.
Schöler, Leonie: Beklaute Frauen: Denkerinnen, Forscherinnen, Pionierinnen: Die unsichtbaren Heldinnen der Geschichte, München 2024.
- Dozent/in: Joséphine Métraux