Bei einem Besuch an Rom springt vor allem die Geschichte der Antike, der Renaissance, des Barock, oder des Risorgimento ins Auge. Wer aber gut sucht und schaut, findet auch unzählige Spuren der mittelalterlichen Geschichte. Was passierte mit Rom in den zehn Jahrhunderten zwischen dem Fall des West-römischen Reichs und der Renaissance? Das mittelalterliche Rom war ein ganz besonderer Ort. Einst die grösste Stadt des Abendlandes mit etwa einer Million Einwohnern, sank die Einwohnerzahl im Mittelalter auf etwa 50.000. Doch blieb Rom eine relativ wohlhabende und dynamische Stadt.
In dieser Vorlesung erfahren Sie, wie Rom als Stadt der Märtyrer und Apostelfürsten ein Pilgerort wurde und wie die Päpste die Herrschaft der Stadt übernahmen – inklusive des imperialen Gedankengutes. Aber auch die Römer selbst vergessen wir nicht: Rom hatte eine autonome städtische Gemeinschaft, die von den kirchlichen Institutionen unabhängig war. Wie lebten die mittelalterlichen Römer inmitten der antiken Ruinen, in dem riesigen Gebiet, das von den aurelianischen Mauern umgeben war? Wie gingen die Römer mit den physischen Überresten ihrer atemberaubend grandiosen, imperialen Vergangenheit um? Ausführlich behandeln wir die Krise Roms im 14. Jahrhundert: als die Päpste die Stadt verlassen hatten, erfuhr die Stadt einen absoluten Tiefpunkt in der Geschichte. Aber gerade in dieser Zeit, begann auch, mit Francesco Petrarca, die humanistische Wiederentdeckung der Stadt.
- Dozent/in: Anne Huijbers