Der Kurs will einen „ethischen Kompass“ entwickeln, der uns in der digitalen Gesellschaft auf Kurs hält und hilft, einzuschätzen, inwiefern Journalismus hier seiner Verantwortung als Frühwarner-, Beobachter-, und systemrelevante Informationsinstanz gerecht wird z.B. bei Themen wie automatisierten Entscheidungsprozessen, Künstlicher Intelligenz-Technik etc. Einen Kompass, der Orientierung liefert beim Abwägen, wie über eine Pandemie, über Krisen, Kriege und persönliche Dramen berichtet werden soll. Was muss öffentlich werden, was muss, einer „Ethik des Unterlassens“ folgend, privat oder geheim bleiben? Welche Bilder müssen zugemutet werden? Warum? Wo sind die Grauzonen?
Der im Kurs geführte Diskurs über Verantwortung und Gerechtigkeit, Macht und Medien in der Zivilgesellschaft soll auch die Rolle der öffentlichen Debatte vermitteln, die Journalismus in einer demokratischen Gesellschaft organisiert, und klarlegen, wie Journalismus als Vertrauensgut Wert durch Werteorientierung erzielt. Medienethik ist eine angewandte Ethik. Sie beschäftigt sich mit verantwortungsvollem individuellem und gesellschaftlichem Handeln. Die Verantwortung lässt sich auf verschiedenen, zueinander in Bezug stehenden Ebenen adressieren und umfasst die Berufsethik von Kommunikationsberufen, die Medienwirtschaftsethik, die digitale Ethik und das ethische Handeln des Publikums. Medienethik geht jeden an. Sie ist ein Muss. Medienfreiheit kann nur auskosten, wer auch ihre Grenzen kennt. Das gilt für jene, die beruflich in den Medien arbeiten, ebenso wie für jeden, der z.B. in sozialen Medien veröffentlicht.
- Dozent/in: Marlis Prinzing