Der Ökonom Birger Priddat hat Wachstum vor einigen Jahren als «heaven on earth-Narrativ» und säkulares Erlösungsversprechen des Kapitalismus beschrieben. Mit hohen Wachstumsraten war nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nur der Wunsch nach «Wohlstand für alle» verbunden. In Krisenzeiten galt Wachstum immer auch als Heilmittel für die Überwindung wirtschaftlicher Konjunktureinbrüche und Depressionsphasen. Spätestens seit der Ölpreiskrise der 1970er Jahre sind aber auch die «Grenzen des Wachstums» verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Der mit dem Wachstum verbundene Ressourcenverschleiss und der Übergang vom quantitativen zum «qualitativen», «nachhaltigen» oder «grünen» Wachstum prägten die Debatte zunehmend. «Degrowth» und «Suffizienz» sind inzwischen zu neuen wachstumskritischen Schlagworten geworden. Als Einführung in die Wirtschaftsgeschichte werden in diesem Seminar nicht nur die Entstehung einer Konsum- und Wegwerfgesellschaft seit den 1950er Jahren, sondern auch die Entwicklung unterschiedlicher Nachhaltigkeitskonzepte oder die mit «grünem Wachstum» – bis heute – angestrebte «Entkoppelung» von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch diskutiert. Den Ausgangspunkt bilden dabei methodische Überlegungen zu einer «Wirtschaftsgeschichte als Kulturgeschichte», die Lektüre von Grundlagenliteratur sowie eine Einführung in die wichtigsten Archive und Archivbestände zur Schweizer Wirtschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts.
- Enseignant·e: Roman Michael Rossfeld
- Enseignant·e: Roman Michael Rossfeld
- Enseignant·e: Celestina Widmer