
Berge haben einen besonderen Stellenwert in vielen Kulturen. Sie gelten als erhaben, schön und schwer zugänglich. Ihre menschlichen Bewohner:innen werden oft als authentisch und karg, aber auch rückständig und atavistisch beschrieben. Gleichzeitig sind sie in vielen Kosmologien der Ort, wo göttliche Entitäten zu Hause sind.
Die Erschliessung der Alpen durch Eisenbahn und Elektrizitätswirtschaft im frühen 20. Jahrhundert machte die Berge plötzlich für breite Bevölkerungsschichten erreichbar und zog einen Boom im Tourismus nach sich, der in bestimmten Regionen bis in die Gegenwart ungebrochen ist. Andere Teile der Bergkette sind von Arbeitslosigkeit und Abwanderung geprägt. In vielen Gebirgen ausserhalb Europas vollziehen sich ähnliche Dynamiken rund um große Wasserkraft-, Verkehrs- und Tourismusprojekte. Speziell die ausgedehnten Berggebiete Zentralasiens spielen eine wichtige Rolle im aktuellen Plan neuer Eurasischer Ost-West-Verbindungen, die vor allem von der Chinesischen Regierung vorangetrieben wird.
Die Vorlesung wird anthropologische, ethnogaphische und kulturwissenschaftliche Annäherungen an die Berge bieten und darauf eingehen, welche Themen und Zugänge eine aktuelle vergleichende Gebirgsforschung wählen kann.
- Teacher: Matthäus Rest