Schattierungen der «Liebe» in familialen Erziehungsverhältnissen
Womöglich gibt es kein anderes Gefühl, über das in der wissenschaftlichen und erst recht in der ästhetischen und populären Literatur derart viel geschrieben wurde, wir über die Liebe. Während in philosophischen Auseinandersetzungen auch die Frage verhandelt wird, auf welche Weise sich Liebe von anderen Gefühlen der Verliebtheit, Freundschaft, Sympathie oder Zuneigung abgrenzen ließe (Demmerling & Landweer 2007), käme keine Kulturgeschichte der Liebe ohne die Rekonstruktion der Rolle der Liebe und der mit ihr sowie mit dem sozialen Status zusammenhängenden Normen und Erwartungen im sozialen, politischen und kulturellen Leben der vergangenen Jahrhunderte aus. Den Veränderungen der sozialen Organisation der Liebe und der Frage, auf welche Weise institutionelle Ordnungen das Gefühlsleben und seine Deutungen prägen, widmen sich wiederum Soziolog:innen seit Jahrzehnten (etwa Illouz 2012).
Im Rahmen des Seminars werden zunächst verschiedene Theorieansätze aus den genannten Disziplinen erarbeitet. Auf Basis empirischer Studien aus dem Bereich erziehungswissenschaftlicher Familienforschung sowie literarischer Werke wird dann diskutiert, wie Liebe mit Sorge-, Macht und Herrschaftsverhältnissen verschränkt ist und wie sich diese Verhältnisse im Zusammenhang mit den Differenzkategorien gender, class und auch age gestalten.
- Enseignant·e: Veronika Magyar-Haas