
„Jugendliteratur“ ist ein mehrdeutiger Begriff. Diese Mehrdeutigkeit bezieht er aus der ambivalenten Stellung zwischen ‚Lektüre der Jugend‘ (im Sinne von tatsächlichen Leseneigungen bei Jugendlichen) und ‚Jugendliteratur‘ im Sinne einer Eignungsbeurteilung von aus literaturkritischer sowie pädagogisch-didaktischer Perspektive. Diese unterschiedlichen Sichtweisen der Jugendliteratur schließen sich nicht notwendigerweise gegenseitig aus, aber sie sind nicht deckungsgleich: So können „Jugendliteratur“ unter anderem Texte fallen, die zwar spezifisch für Jugendliche geschrieben und vertrieben wurden, aber von Bildungsinstitutionen nicht als angemessene Jungendlektüre sanktioniert sind.
In dieser Vorlesung werden wir unterschiedliche historische aber auch aktuelle Ausprägungen von Jugendliteratur betrachten. Zum einen wird das Korpus insofern eingeschränkt, als nicht allgemein von ‚Kinder- und Jugendliteratur‘ (KJL) gesprochen wird, sondern ein Fokus auf das etwas fortgeschrittenere Segment von jungen LeserInnen gelegt wird. Zum andern wird ein thematischer Schwerpunkt gelegt: Im Zentrum steht die Frage, welche fiktionalen Darstellungen von Jugendjahren anzutreffen sind und wie dabei Sozialisierungsinstanzen wie Elternhaus, Schule und Freunde charakterisiert werden.
- Teacher: Ralph Müller