Die 1790 veröffentlichte Kritik der Urteilskraft ist nach der Kritik der reinen Vernunft (1781) und der Kritik der praktischen Vernunft (1788) das dritte große systematische Werk Immanuel Kants. Die sogenannte „dritte Kritik“ gilt als die erste eigentliche theoretische Grundlage der modernen Ästhetik als eigenständiger Disziplin und bietet eine differenzierte Analyse der klassischen Themen der Kunstphilosophie. Dieses außergewöhnliche Werk ist jedoch weit mehr als nur eine „Philosophie des Schönen“: Es enthält eine Auseinandersetzung mit den Begriffen „Natur“ und „Leben“ im Dialog mit den aufkommenden biologischen Wissenschaften sowie eine kritische Neubegründung der transzendentalen Philosophie in ihrer Gesamtheit. Nicht ohne Grund haben einige die Kritik der Urteilskraft als den eigentlichen Ausgangspunkt jener außergewöhnlichen philosophischen Epoche angesehen, die unter dem Namen Deutscher Idealismus bekannt ist.
- Enseignant·e: Alessandro De Cesaris