Verschwörungstheorien sind ein fester Bestandteil der Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts. In Zeiten gesellschaftlicher Krisen entfalten sie eine besondere Anziehungskraft und Wirkmacht. Mit einfachen Erklärungen und klaren Kausalitäten machen Verschwörungserzählungen komplexe Ereignisse und Entwicklungen begreiflich. Konspiratorisches Denken geht von eindeutigen Verantwortlichkeiten und Zuschreibungen, von planmässigem Vorgehen und geplanten Vorgängen aus. Verschwörungsideologen benötigen Täter, Feindbilder und Sündenböcke, um sich selbst als Opfer darzustellen. Sie entwerfen Erzählungen, in denen geheime, meist böswillige Machenschaften kleiner Gruppen als Ursache für bedeutende Ereignisse oder Entwicklungen präsentiert werden, ohne dass es belastbare Beweise gibt. Im Seminar geht es darum, nach den gesellschaftlichen Funktionen und politischen Zielen von Verschwörungstheorien in verschiedenen historischen Zusammenhängen zu fragen. Es handelt sich um eine Geschichte der Gegenwart, in der das Machwerk «Protokolle der Weisen von Zion», die Leugnung des Klimawandels und die Verschwörungstheorien rund um 9/11, den Brexit und das «Grand Remplacement» vorkommen.
Literatur
Michael Butter, Peter Knight (Hg.), Routledge Handbook of Conspiracy Theories, London, New York 2020.
Andreas Önnerfors, André Krouwel (Hg.), Europe: Continent of Conspiracies. Conspiracy Theories in and about Europe, London, New York 2021.
Helmut Reinalter (Hg.), Handbuch der Verschwörungstheorien, Leipzig 2018.
- Teacher: Bettina Seline Blatter
- Teacher: Nicolas Blumenthal
- Teacher: Damir Skenderovic