In den transatlantischen «Culture Wars» um Konzepte wie Gender, Race, Cancel Culture und Wokeness wird konstatiert, dass diese aus den USA importierten Denkweisen auf Grund von Partikularinteressen und Identitätspolitik zugunsten bestimmter sozialer Gruppen den gesellschaftlichen Zusammenhalt, die Demokratie und «den Westen» allgemein bedrohten. Gleichzeitig findet eine semantische Umdeutung statt. Ging es etwa in den USA seit dem 19. Jahrhundert beim Begriff «Wokeness» um Wissen und Wachsamkeit in Bezug auf Diskriminierung, wurde er in der letzten Dekade mit «Cancel Culture» in Verbindung gebracht und mit einem Moralismus-Vorwurf belegt.
Ausgehend von den affektiv besetzten Kulturkämpfen werden für den transatlantischen Kontext und unter besonderer Berücksichtigung der Schweiz, die Sinnstrukturen und historischen Entwicklungen der Konflikte um Werte, Identitäten und Wissensordnungen beleuchtet. Welche Motive und Argumentationsmuster finden sich bei den konkreten Akteur:innen der Moralismus- und „Culture War“-Debatten? In welchen historischen Abhängigkeiten stehen die Debatten? Und wie beeinflusst die gegenwärtige Diskussionskultur den gesellschaftlichen Zusammenhalt?
Literatur:
Daub, Adrian, Cancel Culture Transfer. Wie eine moralische Panik die Welt erfasst. Berlin: Suhrkamp 2022.
Hark, Sabine und Paula-Irene Villa (Hrsg.), Anti-Genderismus. Sexualität und Geschlecht als Schauplätze aktueller politischer Auseinandersetzungen. Bielefeld: Transcript Verlag 2015.
Hartman, Andrew, A War for the Soul of America. A History of the Culture Wars. Chicago: University of Chicago Press 2015.
- Teacher: Nicolas Blumenthal
- Teacher: Barbara Monika Lüthi