Mit der Industrialisierung setzte langfristig eine starke Steigerung des Lebensstandards ein. Gleichzeitig
blieb Armut für zahlreiche Menschen in der Schweiz ein existentielles Problem. Mit Bezug auf die „soziale
Frage“ wurde seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert die Not der Arbeiterschaft diskutiert. Was allerdings
die Ursachen von Armut waren, blieb auch im 20. Jahrhundert umstritten. Handelte es sich um ein
individuelles moralisches Versagen oder lagen strukturelle Gründe dahinter? Ebenso wurde kontrovers
diskutiert, mit welchen Massnahmen Armut bekämpft werden und welche Rolle der Staat
beziehungsweise Private dabei einnehmen sollten. In der Vorlesung werden wir die
gesellschaftspolitische Auseinandersetzung mit Armut untersuchen und fragen, welches Wissen im 20.
Jahrhundert über Armut produziert wurde und mit welchen sozialpolitischen Praktiken man Armut und
Bedürftigkeit zu bekämpfen suchte.
- Enseignant·e: Cenk Akdoganbulut
- Enseignant·e: Sonja Matter