Der menschliche Körper gerät seit den 1980er Jahren zunehmend in den Fokus der Soziologie, Kultur- und Geschichtswissenschaften. Galt er bis dahin als ahistorisches, schweigendes Anhängsel der handelnden Akteure, wurde nun auch nach seiner Historizität gefragt. Vor allem die feministische Forschung begann seine Eingebundenheit in soziale Normen- und Herrschaftssysteme zu untersuchen und dekonstruierte biologisch-essentialistisch gekennzeichnete Geschlechterrollen und rassistische Stereotypen als wandelbare, kulturell geformte Zuschreibungen. Im Anschluss an Michel Foucaults Arbeiten zur Disziplinierungsmacht und Biopolitik wurde auch die Frage diskutiert, inwieweit der Körper in verschiedenen historischen und soziokulturellen Kontexten nicht nur unterschiedlich interpretiert, sondern auch praktisch geformt und damit hergestellt wird. In diesem Methodenkurs werden wir wichtige Texte der Körpergeschichte lesen und verschiedene Perspektiven und Herausforderungen dieser Forschungsrichtung diskutieren. Im Fokus stehen Methoden der Kultur- und Diskursgeschichte. Neben Textquellen liegt ein Schwerpunkt auf Bild- und Filmquellen, um die Performativität des Körpers als Untersuchungsgegenstand zu erfassen.