Der Zugang zu Land im südlichen Afrika ist von grosser wirtschaftlicher und politischer Bedeutung. Vor dem Hintergrund massiver Landenteignungen im Zuge des Kolonialismus wurde in den vergangenen Jahrzehnten auf vielfältige Weise versucht, den verbreiteten Erwartungen an eine „gerechte(re)“ postkoloniale Neuordnung von Landrechten zu entsprechen. Die staatlichen Bemühungen innerhalb der Region umfassen dabei verschiedene Elemente wie etwa die Landrückerstattungsverfahren, das Umverteilungsprogramm sowie die Pachtreform im Postapartheid-Südafrika, aber auch die unlängst staatlich sanktionierten Enteignungen in Simbabwe, die weltweit mediale Beachtung fanden. Landumverteilungen werden dabei nicht nur „von oben“, sondern auch „von unten“ durch Kampagnen der Betroffenen selbst initiiert, wie beispielsweise durch verschiedene San-Gruppierungen in der Kalahari. Diese Neuordnungen von Landrechten sind von einer Reihe komplexer Fragen begleitet: welche Rechtsordnungen und Eigentumsvorstellungen werden ihnen zugrunde gelegt? Erfolgen die Umverteilungen nach einer Rechts- oder Marktlogik? In welchem Verhältnis stehen individuelle und kollektive Rechtsansprüche zueinander? Wie lässt sich „Gerechtigkeit“ im Spannungsfeld von rechtsstaatlicher Legitimität und ökonomischer Effizienz herstellen? Welche Rolle spielen Klassenzugehörigkeit, Geschlecht, Ethnizität, Nationalität u.ä. innerhalb dieser Prozesse? Im Zuge des Seminars werden wir uns mit diesen und ähnlichen Fragestellungen anhand der rezenten Landumverteilungsprozesse im südlichen Afrika befassen.