Mittelalterliche Literatur ist in Handschriften überliefert. Die Beschäftigung mit den originalen Überlieferungsträgern ein faszinierender und wichtiger Bestandteil der Arbeit mit mittelalterlichen Texten. An der Ausstattung einer Handschrift und an dem Textensemble, das sie überliefert, können wir erkennen, in welchen Kontexten diese Literatur gelesen wurde und welcher Stellenwert ihr in der Gesellschaft zugeschrieben wurde. Gerade in den letzten Jahren ist der Zugang zu mittelalterlichen Handschriften durch gross angelegte Digitalisierungsprojekte immer einfacher geworden – man kann Hunderte von Handschriftendigitalisaten kostenlos im Internet anschauen. Allerdings erfordern das Lesen und das Analysieren von Handschriften auch besondere Kenntnisse, die im Rahmen dieses Kurses vermittelt werden. 

Mit einem Fokus auf deutschsprachigen Handschriften des späteren Mittelalters werden in der ersten Hälfte des Semesters Themen wie Paläographie, Kodikologie, Buchschmuck, Schreibsprachenbestimmung und Buchgeschichte erarbeitet und in zahlreichen Übungen vertieft. Nach einem Bibliotheksbesuch sowie einer Einführung in die digitale Präsentation von Handschriften werden sich die Studierenden in der zweiten Semesterhälfte in einer selbständigen Projektarbeit mit Handschriften befassen.

In diesem Kurs werden die Grundlagen des Umgangs mit mittelalterlichen Handschriften vermittelt. Nach Absolvierung des Kurses sollen die Studierenden in der Lage sein, mittelalterliche deutsche Handschriften zu lesen. Sie haben Kenntnisse über die Datierung und Lokalisierung von Handschriften und sind mit der Struktur von wissenschaftlichen Handschriftenkatalogisaten vertraut. Ausserdem können sie Auskunft über die digitale Aufbereitung von Handschriften geben.

Zur Anschaffung empfohlen: 

Karin Schneider, Paläographie und Handschriftenkunde für Germanisten. Eine Einführung, 3., durchges. Aufl. (Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte : B, Ergänzungsreihe 8), Berlin / Boston 2014. (ca. 33 CHF)