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In Wittenwilers komisch-didaktischem Epos Der Ring versuchen Bauern, ein höfisches Turnier zu veranstalten. Sie stellen sich dabei so ungeschickt an, dass sie schwer verletzt werden und die zuschauenden Bäuerinnen sich fast totlachen. Der Text konkretisiert diese Metapher schliesslich, denn eine Bäuerin fällt von der Tribüne: Sie stirbt vor Lachen.

Man könnte meinen, wo Verletzungen anfangen, hört Humor auf – oder dass Komik per se nicht ernst sei, also auch nicht gewaltsam sein könne. Diese Vorlesung wiederum zeigt anhand von verschiedenen spätmittelalterlichen Texten und Textgattungen, dass Gewalt sehr wohl komisch und Komik gewaltsam sein kann. Mit einem erstaunlichen Einfallsreichtum werden in mittelalterlichen Schwänken und Spielen immer witzigere Formen von Gewalt und abgründigere Formen der Komik erdacht.

Wir legen den Fokus zunächst auf die geschlechterspezifische Gewalt in Mären, also kurzen Verserzählungen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf standesspezifischer Gewalt und ihrer Inszenierung in Schwankromanen und Spielen, so zum Beispiel die gewaltinitiierenden Listen im Dil Ulenspiegel, die handgreiflichen Konflikte zwischen Bauern und Rittern in Wittenwilers Ring und die slapstick-haften Prügeleien in Fastnachtsspielen. Solche Misshandlungen scheinen einem sinnhaften Erzählen zunächst entgegengesetzt, doch lässt sich an diesen Texten beobachten, wie im Erzählen von Gewalt immer soziale Machtverhältnisse und gesellschaftliche Ordnungen mitverhandelt werden. In eben dieser sozial-diskursiven Dimension liegt auch der eigentliche Witz der Gewalt.

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