Eine Einführung in die Politikwissenschaft bzw. die politische Soziologie kann sich nicht mehr damit begnügen, die Grundbegriffe und -konzepte der Disziplin vorzustellen und zu deklinieren, ohne sie in einen grösseren Zusammenhang zu stellen und danach zu fragen, wozu Politik gut ist in der modernen Gesellschaft, was sie erreichen kann. In Zeiten multipler Krisenerfahrungen und eines verbreiteten Misstrauens gegenüber Politik und Politikern, die die Dinge offensichtlich nicht zu verändern vermögen, in einer Zeit, in der der  demokratische Rechtsstaat durch populistische, illiberale oder autoritäre Ideologien in Frage gestellt wird, muss auch die politologische und soziologische Beobachtung der Politik sich der Frage stellen, wie sehr ihre Begriffe und Theorien die Komplexität der politischen bzw. gesellschaftlichen Realität mit ihren grossen Problemen zu reflektieren in der Lage sind.  Man wird also bei der Analyse der Elemente des politischen Systems, der Analyse von Macht, Staat, Verfassung, Regierung, Demokratie, Parteien, Öffentlichkeit usw. immer auch mitberücksichtigen müssen, in welchem Ausmasse sie dazu beitragen, politische Probleme oder Konflikte zu lösen, kurz: ob sie eine gute oder eine schlechte Politik produzieren.  Die Vorlesung trägt dem Rechnung und möchte den Studierenden anhand von Fallbeispielen eine problembewusste Einführung in die Grundbegriffe der Politikwissenschaft und der politischen Soziologie bieten. Die Studierenden sollen darüber hinaus mit der Komplexität und der Dynamik des Politischen vertraut gemacht werden, mit der Tatsache, dass es hier zwar um die Herstellung von kollektive bindenden Entscheiden geht, aber auch um einen gesellschaftlichen Bereich, der geprägt ist von vielfachen Spannungsfeldern, Kontexten, Interessen usw. die ihrerseits bedingt sind durch institutionelle Rahmenbedingungen und Spielregeln aber auch durch soziale Umfelder und Veränderungen.