Schottland in der Frühen Neuzeit – was ist das eigentlich? Die Geschichte eines Landes, mehr noch, einer Nation zu schreiben, ist ein Wagnis. Wer es tut, setzt sich, nicht zu Unrecht, dem Vorwurf aus, das was er oder sie zu analysieren sucht, zuvor selbst konstruiert zu haben. Ist Nationalgeschichte damit zwangsläufig in der «Nationalismusfalle» gefangen? Wir werden in der Vorlesung am illustren und kontrovers diskutierten Beispiel «Schottland» dieser Frage nachgehen. Doch gleich vorweg sei betont, dass eine Einführung in die Geschichte Schottlands vor allem eine Geschichte von Mythen, von Hetero- und Autostereotypen, von historischen Basteleien und geträumten Landschaften ist. Und doch ist es mehr als das. Es ist auch eine Geschichte der Akteure, der Konstrukteure, die diese Bilder produzieren und sie propagieren. Man könnte von einer sozialhistorisch fundierten Kulturgeschichte sprechen, die den Bildern und Bildproduzenten der frühneuzeitlichen schottischen Nation nachgeht. Dabei werden Sie – die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Veranstaltung – zugleich mit Schlüsselthemen der Frühneuzeitforschung vertraut gemacht. Sollten die Unwägbarkeiten der Epidemie dies zulassen, so könnte am Ende der Semesterferien eine Schottlandexkursion der Veranstaltung folgen.