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Wer die zum Teil sehr polarisierte Diskussion zur Inklusion verfolgt, erhält den Eindruck, dass die Disziplin der Heilpädagogik grundsätzlich in Frage gestellt wird. Dies nicht zuletzt deshalb, da in einigen Konzepten, wie etwa dem von Hinz oder einigen Publikationen der Montag-Stiftung, die normativ geforderte Annahme der Verschiedenheit dazu führt, dass allein differenzierende Beschreibungen und Denkweisen eher negativ behaftet erscheinen. Eine inklusive Gesellschaft gilt als Königsweg zur gerechten Gesellschaft und einem ebensolchen Bildungssystem, indem Menschen mit Beeinträchtigungen ihren durch die Menschenrechte gesicherten Platz einnehmen.

Im persönlichen Bereich steht für dieses Denken die Favorisierung des Assistenz-Modells, dessen scheinbar pragmatische Realisierungsmöglichkeiten aber grundlegende Fragen zum Selbstverständnis der Heil- und Sonderpädagogik beinhalten, weitergehend sogar grundlegende Fragen der Gestaltung einer inklusiven Gesellschaft.

Wie können oder wie sollen Heilpädagoginnen und deren Institutionen mit den Forderungen nach Inklusion und Assistenz umgehen, denn es reicht sicherlich nicht die Berufsbezeichnung der Heilpädagogin in die Inklusionspädagogin oder den Inklusionsassistenten umzuwandeln. 

Es fällt allerdings auf, dass in der akademischen, ebenso wie in der sozialpolitischen Diskussion Menschen mit komplexem Unterstützungsbedarf kaum einbezogen werden und selbst in der ‚Selbstbestimmt-leben-Bewegung‘ finden sich Aussagen, die darauf hinweisen, dass möglicherweise nicht alle Menschen mit Behinderung diese Form der Selbstbestimmung nutzen können. Sind also vielleicht doch die Heilpädagogen die besseren, weil „advokatorischen Assistenten“ oder wird damit die institutionelle Dominanz ‚der‘ Heilpädagogik nur differenziert untermauert?

Andererseits ist zu fragen, ob das Assistenzmodell derzeit vielleicht auch deshalb so favorisiert wird, weil es als das preiswertere Angebot in neoliberalen Zeiten gilt?

Reflexionen über die Bedeutung der Heilpädagogik in inklusiven Zeiten sowie – konkretisiert - das Assistenz-Modell bieten Gelegenheit, das grundlegende Selbstverständnis der Heilpädagogik in der Gegenwart (und nicht nur dort) sowie in unterschiedlichen gesellschaftlichen Handlungsfeldern zu erörtern.

Die zur Verfügung gestellten Texte werden im Seminar bearbeitet und differenziert diskutiert. Wenn Sie Freude daran haben, den ein oder anderen Text vorab zu lesen, so würde mich dies freuen, stellt aber keine Voraussetzung dar.

Die Veranstaltung setzt mindestens drei Akzente, die differenziert betrachtet werden sollen:

Zum aktuellen Stand der Inklusionsdebatte, dem Verständnis von Beeinträchtigung und Behinderung sowie dem Selbstverständnis der Heilpädagogik in Theorie und Praxis

Das Assistenzkonzept (Begründung, praktische Umsetzung in unterschiedlichen Handlungsfeldern – Realisierung, praktische und theoretische Probleme)

Perspektiven der Heilpädagogik in Theorie und Praxis in inklusiveren, also auch assistenzfreundlicheren Zeiten

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