Die Erforschung von Naturkatastrophen und deren Auswirkungen ist ein Feld von stetig wachsender Bedeutung in der gegenwärtigen Sozialanthropologie. Als Folge des Klimawandels sind immer mehr Menschen auf der ganzen Welt von Umweltereignissen wie Erdbeben, Lawinen, Dürren, Überschwemmungen, Stürme oder Tsunamis betroffen. Gesellschaften müssen sich auf diese Ereignisse vorbereiten und ihre politischen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen bewältigen. In diesem Seminar fragen wir kritisch danach, wie Menschen aus verschiedenen Kulturen mit Naturkatastrophen umgehen und diese begreifen. Das Erlernen von Konzepten wie Krise, Gefahr und Risiko, aber auch Vulnerabilität und Resilienz hilft uns zu verstehen, wie sich aussergewöhnliche Umweltereignisse auf soziale Lebenswelten und den Alltag der Menschen auswirken. Anhand ausgewählter Beispiele aus Indonesien, Haiti, Indien, Nepal, Japan, der Schweiz und den USA untersuchen wir auch, unter welchen politischen Überlegungen humanitäre Arbeit stattfindet. Regierungen, internationale Organisationen und lokale Initiativen entwerfen Hilfs- und Wiederaufbauprogramme, deren Auswirkungen sich nicht nur auf die sichtbare Wiederherstellung von Gebäuden, Strassen, Schienen und anderer Infrastruktur beschränken. Soforthilfemassnahmen und Wiederaufbauprogramme sind von komplizierten Prozessen geprägt, die von den Betroffenen oftmals als Wiederholung der eigentlichen Katastrophe beschrieben werden.
- Enseignant·e: Nadine Plachta