Options d’inscription

Das Spielen bildete ein zentrales Element der mittelalterlichen Kultur, was sich nicht zuletzt an der Konstituierung einer eigenen didak-tischen Textgattung zeigt: Im Rahmen von umfassenden Schach- und Karten-spielallegorien werden die hierarchi-sche Struktur der Gesellschaft und die Funktionen der einzelnen Glieder aufgezeigt. Brettspiele eigneten sich zudem dazu, soziale Distinktion herzustellen. Das Erlernen von Spielen wie Schach oder Backgammon war ein – in seiner Bedeutung noch immer zu wenig beachteter – Teil der höfischen Erziehung, wovon u.a. der ‹Tristan› Gottfrieds von Strassburg zeugt: Der jugendliche Tristan beherrscht, neben vielen anderen höfischen Künsten, auch das Schachspiel vorzüglich. Dieser Fähigkeit wird von norwegischen Kaufleuten solche Bedeutung beigemessen, dass sie Tristan kurzerhand entführen. Während der Staufer Friedrich II. ein Buch über die Falknerei verfasste, liess König Alfons X. (‹el sabio›) von Kastilien und León einen Traktat über Brettspiele niederschreiben. Während das Spielen in der höfischen Literatur in vielfältiger Weise thematisiert wurde, bot es auf der anderen Seite stets Angriffsflächen für Klerus und (Stadt-)Obrigkeit, die über die Lasterhaftigkeit der Spielsucht herzogen und Spielverbote durchsetzten. In den satirischen Texten der Frühen Neuzeit gerät zunehmend der ‹Spielenarr› als ein dem Glücksspiel verfallener Mensch in den Fokus. Die Allgegenwart des Spiels in Mittelalter und Früher Neuzeit manifestiert sich zudem in der materiellen Kultur. Darstellungen von Spielen und Spielszenen finden sich in den Textillustrationen ebenso wie in Bordüren mittelalterlicher Handschriften, auf Elfenbeinkästchen, Wandteppichen etc. Das Ziel der Vorlesung ist es, die diversen und divergenten Aspekte des Spiels im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit unter kulturwissenschaftlichen Aspekten im Anschluss an die grundlegende Studie von Johan Huizinga (‹Homo ludens. Vom Ursprung der Kultur im Spiel›; Erstveröffentlichung: 1938) zu beleuchten. Da sich mittelalterliche Themen bei den Spieledesignern grosser Beliebtheit erfreuen, wird zudem eine Sitzung der Rezeption des Mittelalters in modernen Brett- und Computerspielen gewidmet sein.

Auto-inscription (Étudiant·e)
Auto-inscription (Étudiant·e)