DiversitätGenerell wird mit dem Begriff «Diversität» auf das Moment der Vielfalt verwiesen. Der Begriff hat allerdings – je nach Disziplin und Kontext – wechselnde Bezüge. Vielfalt innerhalb der Geschlechtergruppen: Die sozialen Gruppen der Frauen und der Männer sind keineswegs homogen, sie stehen vielmehr im Zeichen der Vielfalt. Der Versuch, bezüglich bestimmter Eigenschaften oder Verhaltensweisen empirische Unterschiede zwischen den Genusgruppen zu eruieren, ist insofern problematisch, als dass dabei zwei Geschlechterkategorien vorausgesetzt und die Effekte von geschlechtsspezifischer Sozialisation und Geschlechterstereotypen gemessen werden. Tatsächlich sind die Unterschiede innerhalb der Genusgruppen grösser als die Unterschiede zwischen den Mittelwerten der beiden Gruppen. Vielfalt durch Verknüpfung von Geschlecht mit anderen Dimensionen: In den Gender Studies ist heute allgemein anerkannt, dass Lebenslagen und Erfahrungen von Frauen und Männern nicht nur durch die Dimension Geschlecht bestimmt werden. Unter dem Stichwort «Intersektionalität» wird die Verschränkung von Gender mit anderen Dimensionen sozialer Ungleichheit – insbesondere soziale Klasse, 'Rasse', kulturelle Herkunft oder sexuelle Orientierung – in den Blick genommen und theoretisch reflektiert. Vielfalt durch Entgrenzung von Geschlecht: Die Kritik an der binären Verfassung der Kategorie Geschlecht hat auch die Grenzen des Geschlechts selber (und damit jene der Genusgruppen) in Frage gestellt. Mit den Positionen der LGBTI ist die Vielfalt der Geschlechter und der sexuellen Orientierungen gesellschaftlich sichtbar geworden. Vielfalt in der Pädagogik: Im pädagogischen Kontext wird Vielfalt oft unter dem Stichwort «Heterogenität» diskutiert. Diese wird sehr breit gefasst und umfasst das ganze Spektrum von unterschiedlichen Voraussetzungen, die Schülerinnen und Schüler, bzw. Studierende in die Lehr-/Lernsituation einbringen. Darunter
fallen also auch Sprachunterschiede, Unterschiede im Vorwissen und in den Vorerfahrungen, verschiedene Lernstile oder Lerntempi, Unterschiede im Interesse und in der Motivation, etc. Auf der institutionellen Ebene verlangt die Berücksichtigung der Diversität von Studierenden und Mitarbeitenden entsprechende Strategien
des Diversity Management. |
Diversity ManagementImmer häufiger entwickeln Organisationen der Arbeitswelt – Bildungsinstitutionen, Unternehmen, u.a. – spezifische Diversity-Strategien im Umgang mit der Vielfalt ihrer Mitarbeitenden oder Studierenden. Diversity Management zielt zum einen auf die Anerkennung von Differenzen – der Herkunft, der Erfahrung, des Alters, etc. – unter den Mitarbeitenden oder Studierenden ab und nicht zuletzt auch auf die Nutzung dieses Potentials. Gerade in Unternehmen,
aber auch in der Forschung, wird der Mehrwert hervorgehoben, der sich durch die Vielfalt von Erfahrungen und Perspektiven in einer Organisation oder in einem Team ergibt.
Zum anderen ist Diversity Management auf die Chancengleichheit von Studierenden oder Mitarbeitenden ausgerichtet und kämpft gegen jede Art von Diskriminierung in der Organisation. Neben der Dimension Geschlecht werden dabei weitere Dimensionen sozialer Ungleichheit in den Blick genommen und bearbeitet, insbesondere soziale und kulturelle Herkunft, sexuelle Orientierung, Behinderung oder Alter. Das Ziel von Diversity Management ist also, Personen vor Benachteiligung und Diskriminierung aufgrund dieser Unterscheidungsmerkmale zu schützen und Chancengleichheit, bzw. Gleichstellung zu gewährleisten. In den letzten Jahren haben die Schweizer Hochschulen ihre Politik zur Gleichstellung der Geschlechter um Strategien des Diversity Management erweitert. |
Doing genderWie geht nun die Produktion von Geschlechterungleichheiten im Alltag vonstatten? Das Konzept des «Doing gender» hat sich in diesem Zusammenhang als hilfreich erwiesen. Es bezeichnet das (unbewusste) Herstellen von Geschlecht in alltäglichen Handlungen und Interaktionen. In alltäglichen Interaktionen ordnen wir Personen, mit denen wir zu tun haben, unentwegt und ohne daran zu denken jeweils einer von zwei Geschlechterkategorien zu; gleichzeitig stellen wir unsere eigene Geschlechterkategorie als Frau oder Mann dar, was im Normalfall von unserem Gegenüber auch so wahrgenommen und bestätigt wird. Wie selbstverständlich dieser Mechanismus ist, zeigt sich an der Irritation, die ausgelöst wird, wenn diese Zuordnung nicht eindeutig vorgenommen werden kann, zum Beispiel wenn die äussere Erscheinung einer Person mit ihrer Stimmlage nicht übereinstimmt. |