Das Phänomen ist allgegenwärtig: Je höher die Positionen in der Hierarchie einer Organisation, desto weniger sind Frauen vertreten. Dies gilt für den Bildungsbereich ebenso wie für Wirtschaft oder Politik. Diese ungleiche Verteilung von Männern und Frauen in der Hierarchie von Organisationen wird als «vertikale Segregation» bezeichnet. In der vertikalen Segregation spiegelt sich der ungleiche Zugang von Frauen zu beruflichen Karrieren und zu Entscheidungsmacht. Der Begriff der «gläsernen Decke» wiederum verweist auf die Schwierigkeit für Frauen, zu den höchsten Entscheidungspositionen aufzusteigen (vgl. Fassa et al. 2008, Fassa & Kradolfer 2010). In Bezug auf die vertikale Segregation in der akademischen Welt zeichnet sich in der Schweiz folgendes Bild ab: Gemäss dem Bundesamt für Statistik waren 50% [51%] der Studierenden an den universitären Hochschulen im Jahr 2010 [2017] Frauen, ihr Anteil betrug auf der Stufe der Assistierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitenden noch 41% [44%], auf der Stufe Professur aber lediglich 17% [23%] (Bundesamt für Statistik 2012 und 2019). Diese Situation wird unter dem Stichwort «leaky pipeline» diskutiert und findet sich in praktisch allen westlichen Ländern wieder (vgl. European Commission 2010 und 2019). Um dagegen zu steuern, haben die Hochschulen verschiedene gleichstellungspolitische Massnahmen umgesetzt (vgl. Rees 2001, Blickenstaff 2005 sowie Rehmann 2004d für die Schweiz). Die Geschlechterforschung ihrerseits interessiert sich für die institutionellen Praxen und die impliziten Selektions- und Ausschlussmechanismen, die dazu beitragen, diese faktische Ungleichheit zwischen Männern und Frauen immer wieder zu reproduzieren (vgl. European Commission 2004).