Wie geht nun die Produktion von Geschlechterungleichheiten im Alltag vonstatten? Das Konzept des «Doing gender» hat sich in diesem Zusammenhang als hilfreich erwiesen. Es bezeichnet das (unbewusste) Herstellen von Geschlecht in alltäglichen Handlungen und Interaktionen. In alltäglichen Interaktionen ordnen wir Personen, mit denen wir zu tun haben, unentwegt und ohne daran zu denken jeweils einer von zwei Geschlechterkategorien zu; gleichzeitig stellen wir unsere eigene Geschlechterkategorie als Frau oder Mann dar, was im Normalfall von unserem Gegenüber auch so wahrgenommen und bestätigt wird. Wie selbstverständlich dieser Mechanismus ist, zeigt sich an der Irritation, die ausgelöst wird, wenn diese Zuordnung nicht eindeutig vorgenommen werden kann, zum Beispiel wenn die äussere Erscheinung einer Person mit ihrer Stimmlage nicht übereinstimmt. Dieses Prinzip bipolarer Kategorisierung ist Teil des Gender-Systems und bleibt in unserer Alltagspraxis in den meisten Fällen unbewusst. Diese Kategorisierung reduziert massgeblich die Komplexität der uns umgebenden Realität. Allerdings ist die Einteilung in die Kategorie «Mann» oder «Frau» folgenschwer, denn sie ist in der Regel mit der Zuordnung von sozialem Status und von spezifischen Erwartungen im Hinblick auf die angemessenen Eigenschaften und Verhaltensweisen der Individuen verbunden. Dies verweist auf die Bedeutung von Geschlechterstereotypen.