Die Frage der Lehr-/Lernmethoden aus einer Gender-Perspektive anzugehen verpflichtet nicht für eine spezifische Methode (vgl. Lernorientierungen). Doch eine Lehre, welche die Lernenden und ihre Lernprozesse ins Zentrum stellt, bietet die beste Voraussetzung, um auf die Bedürfnisse der Studierenden in ihrer Diversität einzugehen. Der Einsatz vielfältiger, partizipativer und reflexiver Lehr-/Lernmethoden erweist sich der Gleichstellung von Frauen und Männern besonders förderlich. Auf der Ebene des Studienplanes erscheinen folgende zwei Aspekte relevant, um die Berücksichtigung der Gender-Dimension zu garantieren:
Das Angebot von praxisbezogenen Aktivitäten auf allen Stufen Von Beginn an und durch das gesamte Studium sollten die Lehr-/Lernmethoden den Erwerb von Kompetenzen durch praxisbezogene Aktivitäten fördern, d. h. durch Angebote, die es erlauben, Wissen zu kontextualisieren, in die Praxis umzusetzen und zu vertiefen. Fallstudien, problem- oder projektbasiertes Lernen und Praktika sind hierfür besonders geeignete Lernformen. Einerseits begünstigt dieser Kontextbezug das Thematisieren von Gender-Aspekten im Lernprozess. Anderseits können Studierende mit diesen Aktivitäten anwendungsbezogene Kompetenzen entwickeln und den Prozess der Anwendung ihres Wissens reflektieren. Zudem sind solche Lernformen auch geeignet, um in der Arbeit im Team Sozial- und Selbstkompetenzen zu entwickeln. Schliesslich wird mit diesen Angeboten die Motivation der Studierenden angeregt und entwickelt, wobei auf vielfältige, auch geschlechtsspezifische, Motivationen und Orientierungen Bezug genommen werden kann. Um Frauen ebenso wie Männer anzusprechen, sollten Fälle aus unterschiedlichen Kontexten angeboten werden (vgl. Fachinhalte – impliziter Ansatz).
Die Förderung der Reflexion von Lernprozessen Gender-Kompetenzen zu entwickeln setzt voraus, die Studierenden zur Reflexion anzuleiten, sei es in Bezug auf ihre eigenen Lernprozesse, auf den spezifischen Kontext ihres eigenen Faches oder auf die sozialen Aspekte von Teamarbeit (vgl. Gruppenlernen). Diese Reflexionsfähigkeit sollte in allen Modulen des Studienganges entwickelt und gefördert werden. Nichtsdestotrotz scheint es sinnvoll, auf jeder Studienstufe spezifische Zeiträume einzuplanen, die der Reflexion von Lernprozessen und dem Austausch darüber gewidmet ist. Denkbar sind zum einen Module, die einer bestimmten Thematik gewidmet sind und die Gender-Perspektive miteinbeziehen (z. B. die Evaluation der Lehre, die Planung und Strukturierung des eigenen Studiums, die Gestaltung professioneller Beziehungen), zum anderen Aktivitäten wie das Lernjournal oder das Portfolio, die auch eine genderbezogene Reflexion beinhalten sollten.