Franz Kafka (1883-1924) mourrait il y a exactement 100 ans, laissant à son ami Max Brod les manuscrits notamment de trois romans encore inachevés (Le Procès, Le Château et l’Amérique), avec l’injonction explicite de les brûler. Désobéissant aux dernières volontés de Kafka, Brod a publié ses textes, ainsi qu’une large partie de sa correspondance amoureuse, contribuant ainsi à préserver et diffuser une oeuvre qui a depuis été reconnue comme l’une des plus importantes du 20ème siècle. En sus de ses qualités littéraires, l’oeuvre de Kafka se démarque par son originalité proprement philosophique, qui a suscité l’intérêt de nombreux penseurs, notamment Walter Benjamin, Hannah Arendt, Theodor Adorno, Jean-Paul Sartre, ou plus tard Gilles Deleuze et Jacques Derrida. Après une examination des rapports de Kafka lui-même à la philosophie, le séminaire se consacrera à explorer ses reflets philosophiques chez les auteurs susmentionnés. Ce cheminement nous entraînera sur les voies de thèmes tels que l’existentialisme, la subjectivité moderne, les limites ou les sources du sens, l’aliénation ou encore l’intimité.
- Enseignant·e: Patrick Flack
Les cathares ont été longtemps considérés comme un des grands mouvements hérétiques de l’Occident médiéval. Ce n’est que depuis une vingtaine d’année que cette certitude a été ébranlée. Une tendance de la recherche actuelle met en doute l’existence des cathares comme mouvement uni et structuré et considère le phénomène plutôt comme une invention érudite. Le but de ce séminaire est de comprendre le débat actuel et ses enjeux pour que les particpant-e-s puissent se faire leur propre avis sur la question.
La langue d’enseignement sera déterminée d’après la langue des particpant-e-s ; les travaux écrits pourront être rendus dans les deux langues.
Die Katharer galten lange Zeit über als eine der grossen Ketzerbewegungen des Mittelalters. Seit ungefähr zwei Jahrzehnten ist diese Gewissheit ins Wanken geraten. Eine Tendenz in der aktuellen Ketzergeschichtsforschung zieht die Existenz der Katharer als einheitliche und strukturierte Bewegung in Zweifel und betrachtet sie eher als gelehrte Erfindung. Das Ziel dieses Seminars ist es, die aktuelle Diskussion nachzuvollziehen, damit sich die Teilnehmenden ihre eigene Meinung zu dieser Frage bilden können.
Die Unterrichtssprache wird in Abhängigkeit von der Sprache der Teilnehmenden bestimmt ; die schriftlichen Arbeiten können in beiden Sprachen eingereicht werden.
- Enseignant·e: Georg Jiri Modestin
Die diesjährige Herbstexkursion wird nach Irland führen – in die Republik ebenso wie in die britischen Teile der Provinz Ulster. Die irische Geschichte der Frühen Neuzeit – insbesondere die Zeit des Kingdoms of Ireland zwischen 1542 und 1800 – war geprägt durch die streckenweise gewaltsam verlaufende Teilintegration des Landes zunächst in den englischen und später den britischen Sprach-, Kultur-, Wirtschafts- und Herrschaftsraum.
Irland war auch vor 1542 alles andere als eine isolierte Entität. Die keltischen Iren waren seit etwa 300 v. Chr. auf der Insel nachweisbar und nahmen im 4. Jahrhundert das Christentum an – ein Schritt, der ab dem 8. Jahrhundert zu intensiven Austauschprozessen vor allem über Sakralwissen mit dem Kontinent führte. Ab dem 9 Jahrhundert gründeten norwegische Händler bewaffnete Hafenniederlassungen auf der Insel und verbanden sie mit einem weitgespannten europäischen Netzwerk des Ressourcenaustausches. Ab 1171 beanspruchten die englischen Könige im Anschluss an eine cambro-normannische Militärexpedition die Herrschaft über Irland, das sie mit einem Netzwerk von Lehen, Burgen, Shires, Kirchen und Gerichten überzogen. Ähnlich wie Schottland, Wales oder die Bretagne bildete Irland damit einen distinkten keltischen Kultur- und Herrschaftsraum, der gleichwohl mit dem normannisch-kontinentalen verschränkt blieb. Was die Entwicklung in Irland von jener der genannten Vergleichsräume unterschied war die Resilienz irischer Normen und Zeichensysteme. In Wales und Schottland wurden sie im Verlaufe des 15. und 16. Jahrhundert aus Rechtsprechung, Hofkultur und auch aus der Sakralkultur sukzessive verdrängt und schliesslich marginalisiert. In beiden Fällen spielten Hochadel und in Schottland vor allem der Hof als Transfermarkt eine Schlüsselrolle in diesem alles andere als linear verlaufendem Prozess. In Irland dagegen waren gegenteilige Tendenzen zu beobachten – anglo-irische Lords, wie die Butler, (die sogenannten Old-English) begannen sich zunehmend irisch zu akkulturieren, ohne sich indes von Westminster völlig zu lösen. In Irland restabilisierte und entwickelte sich eine Kultur, die sich in Rechtsprechung, Eigentumsverständnis, Religionspraxis, Kleidung, Ernährung, Sprache, Riten, Architektur, Musik evident von der englischen unterschied. Beide kulturellen Systeme standen dabei in der Wahrnehmung vor allem der Siedler in den Städten sowie englischer Zeitgenossen in Konkurrenz zueinander. Wechselseitige Beobachtung und Praktiken der Abgrenzung verstärkten dabei die Grenzlinie, ohne dass Prozesse des Austausches und Amalgamierung unterbunden wurden. Die Resilienz irischer Kultur und Herrschaftspraktiken, sowie die Tatsache, dass der irische Hochadel eher auf englische Unterstützung als auf die Akzeptanz eines im Prinzip distinkt funktionierenden irischen Ressourcenmarktes verzichten konnte, wurde für die englischen Könige zum Problem, sobald Heinrich VIII. die englische Kirche aus der römischen Suprematie löste und England damit im europäischen Kräftespiel neu positionierte. Die Tudor hatten nicht die Möglichkeit diese Neuausrichtung auch in Irland durchzusetzen, dessen Eliten (anders als in England und später in Schottland) mehrheitlich keine Vorteile in der Neustrukturierung der Kirche erkennen konnte.
In der Konsequenz begannen englische Herrschaftsträger – Tudor, Stuart, Hannoveraner aber auch die Protagonisten der Republik – einen Prozess zu motivieren, in dessen Verlauf Irland sukzessive strukturell mit einer Mischung aus militärischer Gewalt, ökonomischem Druck, Enteignung, Zwangsmigration und Kolonisierung an die britische Insel angeglichen werden sollte. Träger dieses Prozesses waren nicht nur Engländer und englische Siedler, sondern – zumindest zeitweise – auch Schotten, Old-English und Teile der irischen Bevölkerung selbst. Er verlief zeitlich und regional uneinheitlich und er entfaltete bemerkenswerte Folgen.
In der Forschung wurde er aus verschiedenen Gründen intensiv untersucht. Da ist zum einen der Aspekt der Entwicklung von Techniken der Eroberung – vor allem durch Hunger, die gezielte Tötung der Zivilbevölkerung, die Einrichtung von Militärbezirken, Enteignungen etc. - die vor allem in Nordamerika, Australien und Südafrika ebenfalls Anwendung finden sollten. Zum anderen ist Irland ein Beispiel für alternative Wege der Konfessionsbildung und der Herrschaftsverdichtung, aber auch für die Entwicklung von nebeneinander existenten Vergesellschaftungs- und Vergemeinschaftungsräumen, die gleichwohl Verschränkungs- und Austauschzonen hervorbrachten. Fragen der Entwicklung und Verfestigung der Religionsgemeinschaften, der Reflexion über irische Identitäten, der durch konfessionelle und ethnische Selbstvergewisserungsprozesse mitinitiierten Konstruktion von Geschlecht, Landschaft, Klangräumen, aber auch umweltgeschichtliche Themen wurden und werden ebenfalls lebhaft diskutiert.
Nicht nur das Forschungsobjekt selbst ist damit aufgrund seiner Wirkungsmacht innerhalb der Entwicklungen des britischen Archipelagos wie als Referenzobjekt für vergleichende Forschungen von Bedeutung, überaus interessant ist auch die Platzierung der Frühen Neuzeit in der aktuellen irischen Erinnerungslandschaft. Die Republik Irland ist der jüngste europäische Nationalstaat – wenn wir die Nachfolgestaaten der UdSSR einmal ausklammern. Zugleich ist die Insel nach wie vor in einen Nord- und einen Südteil gespalten – wobei der Nordteil zwischen 1969 bis 1998 durch einen blutigen Bürgerkrieg erschüttert wurde. Die Frühe Neuzeit ist in diesem Kontext eine für die Republik wie für Nordirland schwierig einzuordnende Phase, markiert sie doch für katholischen Iren eine Epoche militärischer Niederlagen, für die protestantischen eine der Siege. Für beide ist sie konstitutiv für die Definition der jeweils eigenen Gemeinschaft.
The Experience of Conquest wirkt in Irland damit nach wie vor nach und es wird eine Aufgabe dieser Exkursion sein, ihre musealen, städtebaulichen, kulturellen und historiographischen Aufarbeitungsansätze miteinander abzugleichen.
- Enseignant·e: Thomas Lau