Liebe Student.inn.en,
ich habe nun Ihre erste Übung zur Sainte Chapelle durchgesehen. Vielen Dank für Ihr Engagement – trotz der schwierigen Umstände der Wochen, in denen die Übung stattfand, konnte ich deutlich Ihre Bereitschaft, sich auf neue Modelle des Arbeitens einzulassen, bemerken. Ich habe diese Umstände bei der Benotung berücksichtigt.
Inhaltlich habe ich individuelle kurze Kommentare verfasst, falls ich Verbesserungsvorschläge oder Kritikpunkte konkret hatte.
Allgemein aber
noch ein Kommentar zum Umgang mit der Sekundärliteratur, insbesondere in Zeiten,
in denen man sich nahezu ausschließlich Online bewegt. Zunächst einmal:
versuchen Sie, nicht zu nah an den Texten, aber auch an dem, was ich in der
Vorlesung sage, „entlangzuschreiben“: Ihre Texte werden besser klingen, wenn
sie nicht mit einem Auge auf die Vorlage schauen.(Zugleich: vermeiden Sie zu stark journalistische Schreibweise sowie emotionale, wertende Adjektive und Verben).
Ausserdem sollten Sie sich immer bewusst sein, dass gewisse Sekundärliteratur besser geeignet für wissenschaftliche Arbeit ist als andere. Generell können alle gedruckten und digital publizierten Quellen herangezogen werden. Es gilt jedoch abzuwägen, wie sinnvoll dies jeweils ist, und welche Quelle zuverlässiger ist.
Ein grobes Ranking von zuverlässig zu unzuverlässig:
- Wissenschaftliche Publikation (mit Fussnotenapparat) – gedruckt und digital (auf wissenschaftlichen Publikationsseiten)
- Wissenschaftliche Publikation (mit Fussnotenapparat) – digital irgendwo im Netz (z.B. academia.edu ohne Verweis auf ursprünglichen Publikationsort
- Populärwissenschaftliche Publikation ohne Fussnoten aber mit Literaturliste (coffee table book etc)
- Sonstige (auch «graue») Literatur ohne Literaturangaben
- Internetquellen ohne wissenschaftlichen Bezug – meist ohne Literaturangaben oder mit sehr selektiven Literaturlisten (wikipedia, private Seiten)
Einige von Ihnen haben Literaturangaben gemacht, was
prinzipiell gut und hilfreich für mich war. Unter den verwendeten Seiten waren aber
einige, die sicherlich die richtigen Informationen bereithielten, aber in die
letzte Kategorie fallen würden, denn es handelte sich um eher touristische bzw.
von Privatleuten ohne ausführliche Quellenangaben zusammengestellte Seiten. Das
sollten Sie vermeiden, so lange es «zuverlässigere» Alternativen gibt. Dazu
gehört z.B. auch ein Blick in die Überblickswerke, die ich Ihnen im Moodle
bereitgestellt habe. Diese hätten noch systematischer benutzt werden können und
sollen.
Die Gefahr an Internetquellen, die nicht einfach die digitale Version eines
regulären wissenschaftlichen Buchs darstellen, ist die fehlende
Qualitätskontrolle. Mit etwas Pech stossen Sie auf Autoren, die sogar mit
Fussnoten und Literaturangeben arbeiten, jedoch absurde Theorien aufstellen (bis
hin zur Behauptung das Mittelalter sei eine Erfindung und habe nie
stattgefunden). Das betrifft nicht Ihre Texte, sondern ist als generelle
Warnung gedacht, immer sehr skeptisch, kritisch mit allem umzugehen, was Sie im
Netz ausserhalb wissenschaftlicher Publikationsserver finden.
Thomas Kaffenberger