Selbstverständnis als Lehrperson / Expliziter Ansatz

Mit dem expliziten Ansatz verfolgen Sie das Ziel, die Gender-Kompetenz Ihrer Studierenden zu entwickeln. Dies stellt entsprechend höhere Anforderungen an Sie als Lehrperson als der implizite Ansatz (vgl. Selbstverständnis als Lehrperson – impliziter Ansatz).

Anforderungen an die Lehrperson
Zum einen müssen Sie sich als Lehrperson Wissen zu Geschlechterfragen in ihrem Fach aneignen, um diesen Aspekt in ihre eigene Lehre integrieren zu können (vgl. Fachinhalte – expliziter Ansatz). Zum anderen müssen Sie bereit sein, mit Ihren Studierenden eine Auseinandersetzung um Geschlechterfragen zu führen. Diese Auseinandersetzung betrifft nicht nur die Fachinhalte, sondern auch die sozialen Dynamiken, die den Lernprozess begleiten (vgl. Interaktionen in der Lehre – expliziter Ansatz). 
Die Studierenden sollen also fachbezogene Kompetenzen zu Genderfragen erwerben; sie sollen aber auch für ihr eigenes geschlechtsspezifisches Verhalten in Lernsituationen sensibilisiert werden und für die Ungleichheiten, die sich dabei reproduzieren können. Dies kann Widerstände und Konflikte auslösen. Um als Lehrperson in der Lage zu sein, heikle Lehr-/Lernsituationen angemessen anzugehen, sind entsprechende soziale Kompetenzen unerlässlich, insbesondere in Bezug auf das Ansprechen von Rollen in Gruppen und den Umgang mit Konflikten. 

Die eigenen Gender-Kompetenzen entwickeln
Die geschlechtergerechte Gestaltung der Lehre verlangt also von Lehrpersonen, die eigenen Gender-Kompetenzen zu entwickeln, insbesondere wenn der explizite Ansatz gewählt wird. Dabei handelt es sich um einen längerfristigen Prozess, der sich nur im Wechselspiel von Lehrpraxis und Reflexion entfalten kann. Dieses Selbstevaluations-Tool kann Sie für gewisse Aspekte Ihrer Praxis sensibilisieren, aber seine Möglichkeiten sind begrenzt, wenn es um den Erwerb von sozialen Kompetenzen in diesem Bereich geht. Diese können am besten dadurch entwickelt werden, dass Sie an Weiterbildungstrainings, z. B. zu Konfliktmanagement, teilnehmen oder dass Sie Ihre Praxis begleiten lassen, z. B. über die Teilnahme an einer hochschuldidaktischen Praxisgruppe (vgl. dazu Evaluation der eigenen Lehre – expliziter Ansatz). Noch gibt es nicht in allen Institutionen entsprechende Weiterbildungsangebote. In diesem Falle, sollten Sie sich an die Abteilung für Gleichstellung oder an das Zentrum für Hochschuldidaktik Ihrer Institution wenden und die Entwicklung eines solchen Angebotes anregen.

» Dimensionen des Selbstevaluations-Tools