Studieninformation und Werbung für den Studiengang / Integrierter Ansatz

Die Studieninformationen und die Werbung für den Studiengang sollten Frauen und Männer gleichermassen ansprechen. Dies bedingt zum einen, dass die Kommunikation in Text und Bild die Kriterien der Geschlechtergerechtigkeit berücksichtigt (vgl.  Kommunikation durch die Lehrperson – impliziter Ansatz). Zum anderen sollten die Studieninformationen inhaltlich darauf ausgerichtet sein, bei einem möglichst breiten Spektrum von potentiellen Studierenden Interesse am Studium zu wecken. Im Fall eines ausgeprägten Ungleichgewichts zwischen den Geschlechtern im Studienbereich drängen sich darüber hinaus spezifische Massnahmen zur Förderung der geschlechtsuntypischen Studienwahl auf.

Geschlechtergerechte Kommunikation
Die Verwendung einer geschlechtergerechten Sprache in der Kommunikation über einen Studiengang sollte selbstverständlich sein, sei es in den Informationsbroschüren zum Studium, auf der Webpage des Departementes oder in einer Medienmitteilung. Die Verwendung weiblicher und männlicher Formen oder geschlechtsneutraler Formulierungen erlaubt es Frauen wie Männern, sich als künftige Studierende angesprochen zu fühlen. In Informationsmaterialien werden in der Regel auch Bilder eingesetzt, die eine konkrete Vorstellung des Tätigkeitsbereiches vermitteln sollen. Auch in der visuellen Kommunikation ist es von Bedeutung, beide Geschlechter zu repräsentieren, dabei aber geschlechterstereotype Darstellungen zu vermeiden. Die schlichte Umkehrung von Rollen – einer Frau männliche Stereotype zuschreiben oder umgekehrt – genügt allerdings nicht, um das Stereotyp zu überwinden. Ziel sollte es sein, Männer und Frauen in vielfältigen Rollen zu zeigen.

Bezug zu vielfältigen Berufsfeldern
Die Motivationen und Orientierungen, die Studierende mit ihrer künftigen Berufstätigkeit verbinden, sind sehr vielfältig. Ihre konkreten Vorstellungen der mit einem Studiengang verbundenen möglichen Berufsperspektiven sind aber oft beschränkt oder einseitig. Es ist daher wichtig, ein möglichst breites Spektrum von Berufsfeldern aufzuzeigen, die sich im Anschluss an ein Studium eröffnen. Gleichzeitig sollte die Vielfalt der dafür erforderlichen Kompetenzen verdeutlicht werden. Indem Sie die Vielfalt der Berufsfelder und der erwarteten Kompetenzen hervorheben, tragen Sie dazu bei, die geschlechterstereotype Codierung gewisser Studiengänge zu reduzieren. Es ist sehr zu empfehlen, die Ergebnisse der zu Beginn der Studiengangentwicklung durchgeführten Berufsfeldanalyse für die Studieninformation aufzugreifen (vgl. Profil des Studienganges).

Förderung der geschlechtsuntypischen Studienwahl
Wenn das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern in einem Studienbereich ausgeprägt ist (unter 30% der einen Gruppe), drängen sich darüber hinaus spezielle Massnahmen auf. Möglich sind Informationsveranstaltungen, die sich spezifisch an die unterrepräsentierte Gruppe richten und die Möglichkeit bieten, sich mit dem Studiengang und dessen Bedingungen vertraut zu machen. Insbesondere im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich haben sich Angebote bewährt, die sich speziell an Frauen richten, z. B. Schnupperstudien oder Schnuppertage für Gymnasiastinnen. Diese zeichnen sich durch ihren Workshop-Charakter aus, der es den Teilnehmerinnen ermöglicht, sich die technische oder naturwissenschaftliche Materie über konkrete Experimente anzueignen (vgl. dazu das Thema  Koedukation versus Monoedukation). Die Bemühungen, mehr männliche Studierende für stark feminisierte Studiengänge zu gewinnen, stecken dagegen erst in den Anfängen und die entsprechende Praxis ist noch wenig etabliert.

Förderung der geschlechtsuntypischen Studienwahl: ausgewählte Beispiele

Die WINS-Schnuppertage der Universität Freiburg (Women in science and technology):
http://www.unifr.ch/wins/de
Das Schnupperstudium Informatik an der ETH Zürich:
https://csnow.inf.ethz.ch/fuer-schuelerinnen.html 
Die Aktivitäten zur Förderung der Gleichstellung an der Hochschule für Technik FHNW:
https://www.fhnw.ch/de/die-fhnw/hochschulen/ht/nachwuchsfoerderung
Das Vorbereitungsjahr auf technische Fachhochschul-Studiengänge für Frauen, angeboten von der Haute École d’Ingénierie et de Gestion du Canton de Vaud:
https://heig-vd.ch/a-propos/politique/egalite-diversite/programmes-egalite/apfi
Die deutsche Initiative «Nationaler Pakt für Frauen in MINT-Berufen» (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik):
http://www.komm-mach-mint.de/
Die Aktivitäten der französischen Vereinigung «Femmes et Sciences»:
http://www.femmesetsciences.fr/

» Dimensionen des Selbstevaluations-Tools