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Lehr-/Lernmethoden / Expliziter Ansatz

Sie verfolgen einen expliziten Ansatz, wenn Sie die Studierenden zur Auseinandersetzung mit ihren Lernorientierungen anregen. Dies fördert bei den Studierenden eine Tiefenorientierung in Bezug auf das Lernen.

Die Reflexion über Lernorientierungen anregen
In Ihren Lehrveranstaltungen kommunizieren Sie Ihren Studierenden, warum Sie bestimmte Lernformen einsetzen, z. B. eine Gruppenarbeit. Sie legen also Wert auf eine gewisse Transparenz in Bezug auf Ihre didaktischen Entscheidungen als Lehrperson. Gleichzeitig werden Ihre Studierenden aufgefordert, sich ihrer eigenen Lernorientierungen und ihrer bevorzugten Aktivitäten im Lernprozess bewusst zu werden. Damit unterstützen Sie die individuelle Gestaltung der Lernprozesse durch die Studierenden.

Die Reflexion über Motivationen anregen
Zudem werden Ihre Studierenden auf die Bedeutung ihrer Motivation und Interessen im Lernprozess aufmerksam gemacht. Wenn sie die Gelegenheit haben, sich zu ihrer persönlichen Motivation und ihren Interessen für die Fachinhalte zu äussern, werden sich Ihre Studentinnen und Studenten der Vielfalt ihrer Motivationen bewusst werden. Es ist wahrscheinlich, dass im Lauf dieses Austausches die unterschiedlichen Voraussetzungen sichtbar werden, die Studierende aufgrund von Geschlecht oder ihrer sozialen und kulturellen Herkunft mitbringen. Es ist von Interesse, die Studierenden auf diese Unterschiede aufmerksam zu machen, deren Diversität zu unterstreichen und deren Ursachen zu diskutieren. Es ist aber ebenso wichtig, dabei die Reproduktion von Geschlechterstereotypen zu vermeiden: Sie können im Gegenteil zeigen, dass die Gruppen der Frauen oder der Männer unter sich nicht homogen sind und dass Geschlecht durch andere soziale Dimensionen geprägt wird. Diese Auseinandersetzung fördert bei Ihren Studierenden die Selbstreflexion, die Ausdrucksfähigkeit und die Fähigkeit, ihren Lernprozess selbständig zu gestalten; es bereitet sie auch darauf vor, mit der Diversität in der Arbeitswelt besser umgehen zu können.


Lehr-/Lernmethoden / Impliziter Ansatz

In den Überlegungen zu Lehr-/Lernmethoden spielt die Unterscheidung zwischen lehrendenzentrierter und lernendenzentrierter Lehre eine wichtige Rolle. Die lehrendenzentrierte Lehre ist in erster Linie auf die Vermittlung von Information durch die Lehrperson ausgerichtet und betrachtet die Studierenden als passive Empfänger. Dagegen hat die lernendenzentrierte Lehre die Studierenden und ihren Lernprozess im Blick. Die Aufgabe der Lehrperson ist es, diesen Lernprozess zu unterstützen und die Aktivität der Studierenden anzuregen. Eine auf die Studentinnen und Studenten zentrierte Lehrpraxis erscheint besonders wichtig im Hinblick auf die geschlechtergerechte Gestaltung von Hochschullehre.

Lernorientierungen
In der Lehr-/Lernforschung werden verschiedene Lernorientierungen oder Lernstile unterschieden. Als relativ gesichert gilt die Unterscheidung zwischen Tiefenorientierung, Oberflächenorientierung und strategischer Orientierung. Im ersten Fall sind die Studierenden am Verständnis der Lerninhalte interessiert; im zweiten Fall wird die Reproduktion der Inhalte anvisiert, die Verarbeitung bleibt aber oberflächlich; im dritten Fall sind die Lernenden durch die Aussicht auf Erfolg motiviert. Als relevant erweisen sich dabei die Lernkontexte. So zeigt sich, dass studentische Lernorientierungen stark nach Fach variieren; sie hängen nicht zuletzt von den Lehrmethoden ab und werden durch die Art der Leistungsbewertung beeinflusst.

Lernorientierungen und Geschlecht
Die Forschung zur Frage, ob es zwischen Geschlecht und Lernorientierungen einen Zusammenhang gibt, kommt zu sehr heterogenen Ergebnissen und lässt keinen eindeutigen Schluss zu. Allerdings zeigen Severiens & Ten Dam (1997), dass Studierende mit androgynem Profil – die unabhängig von ihrer Geschlechtszugehörigkeit sowohl auf der Weiblichkeits- als auch auf der Männlichkeitsdimension hohe Werte angeben – eine Tiefenstrategie des Lernens verfolgen und in ihren Leistungen am besten abschneiden. Mehr zu Lernorientierungen und Geschlecht.

Lernorientierungen und Lehrstrategien
Aus der Perspektive geschlechtergerechter Lehre wären also zum einen Lehr-/Lernmethoden zu bevorzugen, die eine Tiefenorientierung unterstützen. Dies sind nicht zuletzt Lernsettings, die den Lernenden Spielraum zur Gestaltung ihres Lernprozesses geben und deren aktive Teilnahme fördern. Zum anderen gilt es, vielfältige und variierende Lernsettings zu schaffen, um unterschiedliche Lernpräferenzen von Studierenden zu berücksichtigen. Das setzt bei der Lehrperson eine Reflexion des eigenen Lehrstils wie auch der studentischen Lernorientierungen und -präferenzen voraus. So werden Sie mit der Zeit das praktizierte Spektrum von Lernaktivitäten in Ihren Lehrveranstaltungen erweitern. Mehr zu Lernorientierungen und Lehrstrategien.

Literatur
Severiens, Sabine & Geert Ten Dam (1997): Gender and Gender Identity Differences in Learning Styles. Educational Psychology, 17(1/2), 79-93.


Lehr-/Lernmethoden / Integrierter Ansatz

Die Frage der Lehr-/Lernmethoden aus einer Gender-Perspektive anzugehen verpflichtet nicht für eine spezifische Methode (vgl. Lernorientierungen). Doch eine Lehre, welche die Lernenden und ihre Lernprozesse ins Zentrum stellt, bietet die beste Voraussetzung, um auf die Bedürfnisse der Studierenden in ihrer Diversität einzugehen. Der Einsatz vielfältiger, partizipativer und reflexiver Lehr-/Lernmethoden erweist sich der Gleichstellung von Frauen und Männern besonders förderlich.
Auf der Ebene des Studienplanes erscheinen folgende zwei Aspekte relevant, um die Berücksichtigung der Gender-Dimension zu garantieren:

Das Angebot von praxisbezogenen Aktivitäten auf allen Stufen
Von Beginn an und durch das gesamte Studium sollten die Lehr-/Lernmethoden den Erwerb von Kompetenzen durch praxisbezogene Aktivitäten fördern, d. h. durch Angebote, die es erlauben, Wissen zu kontextualisieren, in die Praxis umzusetzen und zu vertiefen. Fallstudien, problem- oder projektbasiertes Lernen und Praktika sind hierfür besonders geeignete Lernformen. Einerseits begünstigt dieser Kontextbezug das Thematisieren von Gender-Aspekten im Lernprozess. Anderseits können Studierende mit diesen Aktivitäten anwendungsbezogene Kompetenzen entwickeln und den Prozess der Anwendung ihres Wissens reflektieren. Zudem sind solche Lernformen auch geeignet, um in der Arbeit im Team Sozial- und Selbstkompetenzen zu entwickeln. Schliesslich wird mit diesen Angeboten die Motivation der Studierenden angeregt und entwickelt, wobei auf vielfältige, auch geschlechtsspezifische, Motivationen und Orientierungen Bezug genommen werden kann. Um Frauen ebenso wie Männer anzusprechen, sollten Fälle aus unterschiedlichen Kontexten angeboten werden (vgl. Fachinhalte – impliziter Ansatz).

Die Förderung der Reflexion von Lernprozessen
Gender-Kompetenzen zu entwickeln setzt voraus, die Studierenden zur Reflexion anzuleiten, sei es in Bezug auf ihre eigenen Lernprozesse, auf den spezifischen Kontext ihres eigenen Faches oder auf die sozialen Aspekte von Teamarbeit (vgl. Gruppenlernen). Diese Reflexionsfähigkeit sollte in allen Modulen des Studienganges entwickelt und gefördert werden. Nichtsdestotrotz scheint es sinnvoll, auf jeder Studienstufe spezifische Zeiträume einzuplanen, die der Reflexion von Lernprozessen und dem Austausch darüber gewidmet ist. Denkbar sind zum einen Module, die einer bestimmten Thematik gewidmet sind und die Gender-Perspektive miteinbeziehen (z. B. die Evaluation der Lehre, die Planung und Strukturierung des eigenen Studiums, die Gestaltung professioneller Beziehungen), zum anderen Aktivitäten wie das Lernjournal oder das Portfolio, die auch eine genderbezogene Reflexion beinhalten sollten.