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L

Lernorientierungen

Der Begriff der Lernorientierungen bezieht sich auf die Art und Weise, wie Studierende an eine Lernaufgabe herangehen. Folgende drei Lernorientierungen werden von verschiedenen AutorInnen unterschieden und sind empirisch gut abgesichert (vgl. Wild 2010, Entwistle & Peterson 2004):

  • Deep approach: Lernende streben eine Tiefenverarbeitung des Stoffes an, sie sind intrinsisch motiviert und wollen Inhalte in ihrem Zusammenhang verstehen.
  • Surface approach: Lernende streben die Reproduktion des Stoffes an, bleiben inhaltlich an der Oberfläche, sind extrinsisch motiviert und auf die Anforderungen des Lehrplanes fixiert.
  • Strategic approach: Lernende sind durch die Hoffnung auf Erfolg extrinsisch motiviert, nicht durch Bezug zu den Inhalten; die Möglichkeit, das Lernen selber zu regulieren und zu organisieren, spielt für sie eine wichtige Rolle.
Der Einfluss der Lernkontexte auf die Ausbildung von Lernorientierungen ist heute allgemein anerkannt (Severiens & Ten Dam 1994). Tatsächlich werden studentische Lernorientierungen von der Struktur und den Anforderungen des Ausbildungskontextes entscheidend beeinflusst. 

» Lernorientierungen und Geschlecht
» Lernorientierungen und Lehrstrategien
» Literatur

Lernorientierungen und Geschlecht

Gibt es zwischen Geschlecht und Lernorientierungen einen Zusammenhang? Die Forschung zu dieser Frage kommt zu sehr heterogenen Ergebnissen.
Eine Meta-Analyse verschiedener theoretischer Ansätze und empirischer Studien zu dieser Frage findet sich in Severiens & Ten Dam (1994). Autorin und Autor ziehen aus dieser Meta-Analyse folgenden Schluss: Die durchschnittlichen Geschlechterdifferenzen bezüglich Lernorientierungen sind klein, hingegen kommen die einzelnen Studien zu sehr unterschiedlichen und zum Teil widersprüchlichen Resultaten. 
Die Heterogenität und Widersprüchlichkeit der Ergebnisse werfen grundsätzliche Fragen auf. Es ist wahrscheinlich, dass die Unterschiede in den Lernorientierungen von Frauen und Männern wesentlich vom Kontext abhängen. Allerdings wird die Bedeutung der Kontexte – der angebotenen Lernformen, der disziplinspezifischen Kontexte, des spezifischen soziokulturellen Kontextes – in diesen Studien nicht in Betracht gezogen. 

In einer eigenen Untersuchung haben Severiens & Ten Dam (1997) eine Differenzierung vorgenommen und das Konzept der Geschlechtsidentität verwendet. Sie unterscheiden also zwischen dem biologischen Geschlecht, das der Kategorisierung in Männer und Frauen zugrunde liegt, und der Geschlechtsidentität der Lernenden, d. h. ihrer Identifikation mit so genannt männlichen oder weiblichen Eigenschaften, Attributen und Verhaltensweisen. Entsprechend erheben sie in dieser Studie nicht nur die Lernorientierungen der Studierenden, sondern – mit einem separaten Instrument – auch deren Geschlechtsidentität. Diese wird mit zwei voneinander unabhängigen Dimensionen, Femininität und Maskulinität gemessen. 
Eine wichtige Erkenntnis der Studie von Severiens & Ten Dam ist, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem biologischen Geschlecht der Lernenden und deren Geschlechtsidentität gibt. Die Geschlechtsidentität der Studierenden, also ihre Identifikation mit verschiedenen Aspekten von Weiblichkeit und Männlichkeit, ist für ihre Lernorientierung aber durchaus relevant. Studierende mit androgynem Profil, die (unabhängig von ihrer Geschlechtskategorie) auf der Weiblichkeits- wie auch auf der Männlichkeitsdimension hohe Werte angeben, sind auch jene, die stärker den Deep approach bevorzugen und die besten Leistungen aufweisen. Auch ältere Studierende praktizieren übrigens häufiger diesen auf das Verstehen ausgerichteten Lernstil. 

Damit muss die Frage nach dem Zusammenhang von Geschlecht und Lernorientierung neu gestellt werden: Inwieweit tragen kontextuelle Faktoren (kulturelles Umfeld, Disziplin, Lernumgebung) zur Produktion von Geschlechterdifferenzen bei?
In diese Richtung weist auch ein weiterer Befund dieser Studie: Die Lernorientierung der Studierenden hängt in erster Linie von ihrem jeweiligen Studienfach ab, hingegen spielt deren Geschlecht kaum eine Rolle. 

» Literatur


Lernorientierungen und Lehrstrategien

Grasha (1996) unterscheidet beispielsweise studentische Lernpräferenzen entlang der drei Dimensionen kompetitiv – kollaborativ, partizipierend – vermeidend, abhängig – unabhängig. Er beschäftigt sich auch mit deren Implikationen für eine angemessene Lehre. 

Die folgende Tabelle (zitiert nach Montgomery & Groat 1998) zeigt, dass verschiedene Lernaktivitäten unterschiedlichen studentischen Lernhaltungen entsprechen. Daraus kann abgeleitet werden, dass der Einsatz vielfältiger Lehrmethoden wünschenswert ist. 

LernhaltungenCharakteristiken 
der lernenden Person
Präferenzen der Lernenden
Kompetitive Haltungsteht mit anderen Studierenden im WettbewerbKlassenaktivitäten, lehrpersonenzentriert
Kollaborative Haltungteilt gerne Ideen mit anderenGruppenaktivitäten, studierendenzentriert
Partizipierende Haltungbeteiligt sich gerneDiskussionen
Vermeidende Haltungzeigt sich uninteressiert, 
beteiligt sich nicht
Anonymes Umfeld
Abhängige Haltungsucht Autorität und HaltKlare Instruktionen,
keine Mehrdeutigkeit
Unabhängige Haltungdenkt selbständigUnabhängige Projekte
(zitiert nach Montgomery & Groat 1998).

» Literatur

LGBTI - Queere Identitäten

Mit dem Kürzel LGBTI werden verschiedene «queere» Identitäten bezeichnet, welche die Binarität von Geschlecht und die Eindeutigkeit geschlechtlicher Zuordnungen in Frage stellen. Die binäre Struktur von Geschlecht ist eng mit der Norm der Heterosexualität verbunden. Ab den 1970er Jahren wurde diese Norm auch im akademischen Kontext durch die Forschung zu lesbischen und schwulen Sexualitäten und Lebensweisen zum Thema gemacht. Diese Forschungsperspektive wurde in den 1990er Jahren, insbesondere in den USA, im Rahmen der «Queer-Studies» aufgegriffen und weiterentwickelt. Die Philosophin Judith Butler hat mir ihrem Werk «Gender Trouble» diese Debatte massgeblich beeinflusst (Butler 1990). Ein Überblick dazu findet sich bei Hark (2010).
Auf der politischen Ebene haben lesbische und schwule, wie auch bisexuelle Aktivistinnen und Aktivisten ab den 1970er Jahren begonnen, gegen soziale Diskriminierung zu kämpfen und sich für ihre Sichtbarkeit und ihre Rechte einzusetzen. Diese Bewegungen hinterfragen die Dominanz der heterosexuellen Norm im Alltag und in den Rechtsinstituten der Gesellschaft. Mit der Öffnung der Ehe für alle wird der Forderung nach rechtlicher Anerkennung vielfältiger Beziehungsformen mittlerweile in einigen Ländern Rechnung getragen.
Das heute gängige Kürzel LGBTI umfasst neben der sexuellen Vielfalt (Lesbian, Gay, Bisexual) auch die geschlechtliche Vielfalt (Trans, Inter). Der Begriff Transgender deckt das ganze Spektrum von Personen ab, die sich mit einem anderen Geschlecht identifizieren, als jenem, das ihnen per Geburt zugewiesen wurde, oder die sich nicht auf eines der beiden Geschlechter festlegen wollen. Der Begriff Intergeschlechtlichkeit wiederum betrifft Personen, die bei der Geburt nicht eindeutig dem einen oder anderen Geschlecht zugeordnet werden können und an denen (zum Teil bis heute) medizinische Eingriffe vorgenommen werden, um die Eindeutigkeit des Geschlechts herzustellen. In neuester Zeit haben sich sowohl Trans-Personen wie auch Intersex-Personen politisch organisiert und kämpfen gegen ihre Pathologisierung durch die Medizin und für geschlechtliche Selbstbestimmung auf der Basis der Menschenrechte.

Für Hochschulen und Hochschullehre können diese Themen ganz konkrete Implikationen haben:
(1) Institutionen müssen sich gegenüber Personen inklusiv verhalten, die ihre Geschlechtskategorie wechseln und einen entsprechenden Namen annehmen möchten. Das kann das Personal der Institution ebenso betreffen wie die Studierenden. Im Rahmen ihres Diversity Management haben einige Hochschulen Verfahren festgelegt, um solche Namenswechsel zu ermöglichen.

(2) Die Dozierenden ihrerseits können mit Trans- oder Intersex-Personen zu tun haben, was die Frage einer inklusiven Sprache aufwirft. Im Zweifel ist es empfehlenswert, die betroffene Person zu fragen, mit welchem Pronomen sie angesprochen werden möchte, wobei ihr Recht auf Diskretion und Vertraulichkeit zu wahren ist. Während sich ein non-binäres Pronomen im Singular im Englischen (they) und im Schwedischen (hen) durchgesetzt hat, ist dies im Deutschen (noch) nicht der Fall.
(Zu non-binären Schreibformen, vgl. Geschlechtergerechten Sprache - Regeln)

» Literatur