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I

Institutioneller Rahmen / Integrierter Ansatz

Die geschlechtergerechte Entwicklung der Studiengänge und insbesondere die Integration der Gender-Dimension in die Studienpläne hängen nicht zuletzt von angemessenen institutionellen Rahmenbedingungen ab. Die drei folgenden Aspekte erscheinen besonders relevant und zeugen vom diesbezüglichen Willen der Institution.

Die Qualitätssicherung der Lehre
Die Qualität der Lehre wird heute in der Hochschullandschaft als Exzellenzmerkmal hervorgehoben. Die Geschlechtergerechtigkeit muss dabei als Kriterium einer qualitativ hochstehenden Lehre definiert und die Gender-Dimension entsprechend in den Verfahren der Qualitätssicherung integriert werden. Es ist unabdingbar, sich dafür auf nach Geschlecht differenzierte Statistiken auf allen Stufen abstützen zu können.

Die Weiterbildung der Dozierenden
Im Kontext geschlechtergerechter Studiengänge sind die Dozierenden aufgefordert, ihre eigene Sensibilität für Geschlechter-Aspekte in der Hochschullehre und insbesondere in Bezug auf ihren Fachbereich zu entwickeln. Zum einen sollten hochschuldidaktische Weiterbildungsmodule die Gender-Aspekte einbeziehen und die diesbezügliche Reflexion der Dozierenden fördern. Im Hinblick auf die Integration der Gender-Dimension in die Studiengänge sollte die Institution den Lehrpersonen zum anderen Möglichkeiten anbieten, Gender-Kompetenzen in Bezug auf ihren eigenen Fachbereich zu entwickeln. Solche Kompetenzen sind insbesondere im Hinblick auf die Integration von Gender als Querschnittsthema in die Studiengänge unerlässlich.

Zugang zu Kompetenzen in Gender Studies
Die Hochschulen sind aufgefordert, den Zugang zu einem interdisziplinären und interuniversitären Netzwerk in Gender Studies zu sichern und zu finanzieren sowie dessen Entwicklung zu unterstützen. Die Formen der Institutionalisierung der Geschlechterforschung unterscheiden sich von einer Hochschule zur anderen. Einige Universitäten haben ein Zentrum in Gender Studies, das mit einem oder mehreren Lehrstühlen ausgestattet ist. Andere haben Einheiten eingerichtet, deren Auftrag es ist, die Lehrangebote in Gender Studies in ihrer Institution zu koordinieren oder interfakultäre Kooperationsnetzwerke zu initiieren. In wieder anderen Fällen haben Lehrstühle im Bereich der Sozial- oder Kulturwissenschaften Programme in einem Spezialgebiet der Gender Studies entwickelt. In der Schweiz hat sich das Prinzip der Vernetzung dieser verschiedenen Angebote in Gender Studies bewährt.
Es obliegt jeder einzelnen Hochschule, eine Strategie der Integration der Gender-Dimension in die Studiengänge zu entwickeln und die notwendigen Mittel bereitzustellen, um die Fakultäten in diesem Prozess zu unterstützen.

Kompetenz-Zentren in Gender Studies in der Schweiz:
Universität Basel : http://www.genderstudies.unibas.ch
Universität Bern : http://www.izfg.unibe.ch
Universität Freiburg : http://www.unifr.ch/gender/de
Université de Genève : http://www.unige.ch/etudes-genre
IHEID Genève – Gender Centre : https://graduateinstitute.ch/gender
Université de Lausanne : https://www.unil.ch/ceg/home.html
Université de Neuchâtel : http://www2.unine.ch/maps-chaire/page-30314.html
Universität St. Gallen : http://www.genderportal.unisg.ch
Universität Zürich : http://www.genderstudies.uzh.ch

Das Netzwerk Gender Studies Schweiz:
https://www.gendercampus.ch/de/hochschulen/institutionen/liste-der-institutionen/netzwerk-gender-studies-schweiz/


Interaktionen in der Lehre / Expliziter Ansatz

Wenn Sie den expliziten Ansatz verfolgen, sorgen Sie nicht nur dafür, dass sich alle in gleichem Masse an Ihrem Unterricht beteiligen (vgl. Interaktionen in der Lehre – impliziter Ansatz); vielmehr thematisieren Sie mit Ihren Studierenden allfällige Ungleichgewichte, die Sie in den Interaktionen in Ihren Lehrveranstaltungen beobachten. Ebenso zögern Sie nicht, bei Bedarf diskriminierendes Verhalten anzusprechen. Diese Fragen können sich in Plenumsdiskussionen oder in Gruppenarbeiten stellen. Es ist wichtig, dass Sie als Lehrperson eingreifen, wenn sich einzelne Studierende abwertend über eine soziale Gruppe äussern, insbesondere wenn es sich um sexistische, homophobe oder rassistische Äusserungen handelt. Indem Sie Ihren Studierenden signalisieren, dass in Ihren Lehrveranstaltungen ein gewisser normativer Rahmen eingehalten wird, achten Sie auf eine Lernumgebung, die für jede und jeden förderlich ist.

Diskussionen
Im Gedankenaustausch und in Diskussionen können sich gewisse Ungleichgewichte in Bezug auf die Beteiligung von Studentinnen und Studenten oder in Bezug auf die Gesprächsdynamik zeigen. Dies kann die Häufigkeit und Länge von Wortmeldungen betreffen oder das Zuhören und die Wertschätzung der Beiträge anderer. Hier finden Sie eine Liste von Fragen, die Ihnen helfen können, Ungleichgewichte in Diskussionen aufzudecken.
Eine gute Möglichkeit, Ihre Studierenden zu einer Auseinandersetzung mit ihrem Diskussionsverhalten anzuregen, ist folgende: Sie geben Ihnen den Auftrag, einen Verhaltenskodex für Diskussionen zu erarbeiten. Das kann im Plenum oder aber in Arbeitsgruppen erfolgen. Wenn Sie mit Ihren Studierenden einen Kodex erarbeitet haben, können Sie sich bei Bedarf auch darauf beziehen.

Arbeit in Gruppen
In Arbeitsgruppen ist es häufig, dass Geschlechterstereotype die Arbeits- und Rollenteilung in der Gruppe beeinflussen. Wenn das in Ihren Lehrveranstaltungen der Fall ist, können Sie dieses Thema explizit aufgreifen, indem Sie die Gruppenkomposition nach Geschlecht entsprechend Ihren Lehrzielen variieren: So können Sie die Bildung von homogenen Gruppen von Frauen und Männer oder von gemischten Gruppen veranlassen (vgl. Gruppenlernen – Interventionsmöglichkeiten – expliziter Ansatz).
Diese Intervention schliesst an die immer noch kontroverse Debatte um Koedukation versus Monoedukation an. Gezielt eingesetzt, erlaubt Ihnen diese Massnahme, eine Thematik von verschiedenen Gruppen behandeln zu lassen und die Studierenden gleichzeitig über Gruppendynamik und ihre Lernerfahrungen in unterschiedlichen Arbeitskontexten reflektieren zu lassen. Diese Erfahrungen können anschliessend im Plenum dargelegt und diskutiert werden. Darüber hinaus eignet sich diese Intervention auch zur Erarbeitung und Gegenüberstellung unterschiedlicher Perspektiven auf einen Gegenstand insbesondere wenn dabei Genderaspekte im Spiel sind.
In jedem Fall ist es wichtig, den Sinn Ihres Vorgehens zu erläutern, um Missverständnisse zu vermeiden, und anschliessend die gemachten Erfahrungen mit den Studierenden angemessen zu reflektieren.


Interaktionen in der Lehre / Impliziter Ansatz

Lernprozesse spielen sich in sozialen Beziehungen ab, sowohl zwischen Dozierenden und Studierenden als auch unter Studierenden.
Die Forschung zu den Interaktionen im schulischen Kontext zeigt, dass Lehrpersonen regelmässig mehr Interaktionen mit Jungen als mit Mädchen haben und dass Jungen mehr Anerkennung, Ermutigung und Kritik erhalten als Mädchen. Solche Interaktionen tragen zur Verstärkung von Geschlechterstereotypen im Schulzimmer bei und sie sind häufiger in Lernsettings, die auf die Lehrperson zentriert sind. Diese Forschungsergebnisse zeigen, wie wichtig die Reflexion der impliziten Aspekte von Interaktionen zwischen Lehrperson und Studierenden ist.

Die Beteiligung der Studierenden fördern
Lernen ist dann erfolgreich, wenn Studierende die Möglichkeit zur aktiven Mitarbeit und Auseinandersetzung haben. Sie sollten als Lehrperson also dafür sorgen, dass sich alle Studierenden aktiv an Ihrem Unterricht beteiligen. Wahrscheinlich kennen Sie die Situation, dass sich nur Wenige und immer die Gleichen aktiv beteiligen. Möglicherweise haben Sie festgestellt, dass dies oft männliche Studierende sind. Das muss aber nicht so sein! Mit einfachen Mitteln können Sie die Beteiligung aller Studierenden fördern und bewusst steuern.

Die Arbeit in Gruppen
Auch kollaborative Lernaktivitäten und Gruppenarbeiten aktivieren die Studierenden und fördern den Lernprozess. Mit kollaborativen Lernformen wird zudem die Entwicklung von sozialen Kompetenzen gefördert, ein wichtiges Element im Hinblick auf Teamarbeit im späteren Beruf und ein Ziel der Bologna-Reform. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass sich in Interaktionen unter Studierenden schnell geschlechterstereotype Muster der Rollenzuweisung etablieren können. Dies verhindert die Entwicklung eines breiten Spektrums von Kompetenzen sowohl durch weibliche als auch durch männliche Studierende. Hier finden Sie Vorschläge, wie Sie dagegen steuern können. Weitere Ausführung: Gruppenlernen – impliziter Ansatz