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G

Geschlechterstereotype – Definition

Geschlechterstereotype sind typisierende kulturelle Vorstellungen über Männer und Frauen. Sie unterstellen, dass die Gruppe der Frauen und die Gruppe der Männer jeweils in sich homogen sind, was nachweislich nicht der Fall ist. Geschlechterstereotype beinhalten:

  • deskriptive Anteile: Annahmen über die typischen Eigenschaften von Männern und Frauen;
  • präskriptive Anteile: Annahmen darüber, wie sich Frauen und Männer zu verhalten haben.
Meistens ist Stereotypisierung mit Hierarchisierung verbunden. Diese beinhaltet im Falle der Geschlechterstereotype eine Aufwertung des Männlichen und eine Abwertung des Weiblichen. 
Gängige Inhalte von Stereotypen sind beispielsweise die Beziehungsorientierung, die Frauen zugeordnet wird, und die Sachorientierung, die Männern zugeordnet wird. In unserer Kultur hoch bewertete Funktionen, wie Sachkompetenz und Expertise, sind entsprechend männlich codiert.

» Geschlechterstereotype – Wirkung
» Geschlechterstereotype – Analyse der Bildsprache

» Literatur

Geschlechterstereotype – Wirkung

Im Alltag machen sich Stereotype oft unmerklich am wahrgenommenen Geschlecht einer Person fest. Damit sind jeweils spezifische Erwartungen über das Verhalten der Person verbunden. Geschlechterstereotype beeinflussen unsere Wahrnehmung einer Person, unser Urteil über sie und die Bewertung ihrer Leistungen. 
Dazu zwei Beispiele: In ihrer berühmt gewordenen Studie konnten Wenneras & Wold (1997) für die biomedizinische Forschung in Schweden aufzeigen, dass Forschungsgesuche von Frauen systematisch schlechter beurteilt wurden als jene von Männern. Auch in einer kürzlich erschienenen nationalen Studie unter Professorinnen und Professoren naturwissenschaftlicher Fakultäten in den USA konnten Moss-Racusin et al. (2012) zeigen, dass dasselbe Bewerbungsdossier für eine Stelle als Laborleitung unterschiedlich bewertet wurde, je nachdem ob es mit einem männlichen oder einem weiblichen Namen versehen war. Dieser Gender-Bias wirkte sich negativ auf die Bewertung der Kompetenz der Kandidatin aus, auf die Bereitschaft, sie einzustellen, auf das Lohnangebot wie auch auf die Bereitschaft, die Kandidatin in ihrer Karriere zu unterstützen.

Geschlechterstereotype haben zudem einen Einfluss auf den Verlauf von Interaktionen zwischen Personen. Die (unausgesprochenen) Erwartungen erzeugen beim Gegenüber unbewusst einen Druck, dem Stereotyp zu entsprechen (behavioraler Erwartungseffekt). 
Auch dazu zwei Beispiele aus der Forschung: In einer Studie zu geschlechtsspezifischen Leistungsunterschieden im Fach Mathematik konnten Eccles & Jacobs (1986) zeigen, dass den unterschiedlichen Erwartungen der Eltern gegenüber Jungen und Mädchen für die Erklärung ihrer Leistungsunterschiede die grösste Bedeutung zukam. Ferner konnten Smith & White (2002) in einer experimentellen Anordnung zeigen, dass sich (explizite oder implizite) stereotype Erwartungen gegenüber einer sozialen Gruppe im Lern- oder Prüfungsumfeld negativ auf die Leistung dieser Gruppe auswirkte. Dieser Effekt konnte sowohl für das Geschlecht wie auch für die ethnische Zugehörigkeit nachgewiesen werden. 

» Literatur


Gruppenlernen

Gruppenarbeiten und kollaborative Lernaktivitäten werden in der Hochschullehre immer häufiger eingesetzt. Die aktive Beteiligung und der Austausch in der Gruppe fördern nicht nur das Lernen. Die Studierenden erwerben dabei auch soziale Kompetenzen im Hinblick auf die Arbeit in Teams. 
In Gruppen können sich allerdings schnell geschlechterstereotype Muster der Arbeits- und Rollenteilung etablieren und verhindern, dass weibliche und männliche Studierende ein breites Spektrum von Kompetenzen entwickeln. Wie erreichen Sie, dass in Gruppenarbeiten alle Beteiligten abwechselnd verschiedene Rollen und Funktionen wahrnehmen? 

Interventionsmöglichkeiten – impliziter Ansatz
Wenn Sie Gender als Thema nicht explizit aufgreifen wollen, haben Sie folgende implizite Interventionsmöglichkeiten:

  • Definieren Sie zu Beginn der Veranstaltung mit den Studierenden Regeln des Miteinanders.
  • Bei Gruppenarbeiten in wechselnder Zusammensetzung, lassen Sie das Los entscheiden.
  • Wenn Gruppen über verschiedene Arbeitssequenzen in derselben Zusammensetzung arbeiten, machen Sie die Vorgabe, dass die Rollen rotieren sollen.
  • Definieren Sie den Erwerb von sozialen Kompetenzen für den beruflichen Alltag explizit als ein Lernziel.
Interventionsmöglichkeiten – expliziter Ansatz
Wenn Sie mit Ihren Studierenden die Geschlechterdimension, die sich in Bezug auf Arbeits- und Rollenteilung in Arbeitsgruppen stellt, explizit angehen wollen, können Sie entsprechend Ihren Lehrzielen die Gruppenkomposition nach Geschlecht variieren. Tatsächlich kann sich in einer geschlechtshomogenen Gruppe die Arbeits- und Rollenteilung nicht nach einer stereotypen Logik wiederholen. Das erleichtert die Diversifizierung der Rollen und erlaubt allen, ein breites Spektrum von Kompetenzen zu entwickeln. 
Eine solche Intervention muss allerdings explizit eingeführt und reflektiert werden. Die Studierenden werden wissen wollen, warum sie geschlechtshomogene Gruppen bilden sollen. Sie können Ihnen vorschlagen, die Settings zu variieren, und ihnen dazu den Auftrag geben, die Interaktionen, die Arbeitsteilung und ihre Lernerfahrungen in den unterschiedlichen Arbeitskontexten zu beobachten. Diese Beobachtungen können später zusammengetragen und diskutiert werden. 
Sie können auch auf die kontroverse Debatte um Ko- und Monoedukation Bezug nehmen und mit Ihren Studierenden deren Vor- und Nachteile diskutieren. 

» Literatur


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