Evaluation der eigenen Lehre / Expliziter AnsatzEin Blick von aussen |
Evaluation der eigenen Lehre / Impliziter AnsatzDie Evaluation durch die Studierenden stellt ein Instrument dar, um die Qualität der eigenen Lehre zu erhöhen. In der Regel wird die offizielle Evaluation der Lehrveranstaltungen einer Fakultät durch die Abteilung für Evaluation einer Hochschule nicht jedes Jahr durchgeführt. Meistens besteht aber die Möglichkeit, eine separate Evaluation Ihrer Vorlesungen oder Seminare zu verlangen, wenn Sie dies wünschen. Unabhängig von der offiziellen Evaluation ist es nützlich und empfehlenswert, von den Personen, die an Ihren Kursen teilnehmen, Rückmeldungen einzuholen und mit ihnen eine Diskussion darüber zu führen. |
Fachinhalte / Expliziter AnsatzDie Integration der Geschlechterdimension in die fachlichen Inhalte erfordert de facto einen expliziten Zugang. Wenn Sie in Ihrer Lehre relevante Geschlechteraspekte behandeln, werden Ihre Studierenden im Hinblick auf genderspezifische Fragestellungen
geschult und erwerben dabei ihrerseits entsprechende Kompetenzen.
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Fachinhalte / Impliziter AnsatzLehrveranstaltungen zielen darauf ab, dass Studierende die Theorien, Fragestellungen und Inhalte ihres Faches erarbeiten. Die pädagogisch-psychologische Forschung zeigt, dass Interesse und Motivation für den Lernerfolg ausschlaggebend sind. Aus der Geschlechterperspektive ist es daher wichtig, dass sich Studentinnen und Studenten von den Inhalten Ihrer Lehre gleichermassen angesprochen fühlen. |
Institutioneller Rahmen / Integrierter AnsatzDie geschlechtergerechte Entwicklung der Studiengänge und insbesondere die Integration der Gender-Dimension in die Studienpläne hängen nicht zuletzt von angemessenen institutionellen Rahmenbedingungen ab. Die drei folgenden Aspekte erscheinen besonders relevant und zeugen vom diesbezüglichen Willen der Institution. Das Netzwerk Gender Studies Schweiz: |
Interaktionen in der Lehre / Expliziter AnsatzWenn Sie den expliziten Ansatz verfolgen, sorgen Sie nicht nur dafür, dass sich alle in gleichem Masse an Ihrem Unterricht beteiligen (vgl. Interaktionen in der Lehre – impliziter Ansatz);
vielmehr thematisieren Sie mit Ihren Studierenden allfällige Ungleichgewichte, die Sie in den Interaktionen in Ihren Lehrveranstaltungen beobachten. Ebenso zögern Sie nicht, bei Bedarf diskriminierendes Verhalten anzusprechen. Diese Fragen können
sich in Plenumsdiskussionen oder in Gruppenarbeiten stellen. Es ist wichtig, dass Sie als Lehrperson eingreifen, wenn sich einzelne Studierende abwertend über eine soziale Gruppe äussern, insbesondere wenn es sich um sexistische, homophobe oder rassistische
Äusserungen handelt. Indem Sie Ihren Studierenden signalisieren, dass in Ihren Lehrveranstaltungen ein gewisser normativer Rahmen eingehalten wird, achten Sie auf eine Lernumgebung, die für jede und jeden förderlich ist.
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Interaktionen in der Lehre / Impliziter AnsatzLernprozesse spielen sich in sozialen Beziehungen ab, sowohl zwischen Dozierenden und Studierenden als auch unter Studierenden. |
Kommunikation durch die Lehrperson / Expliziter AnsatzWenn Sie in der Lehre geschlechtergerechte Sprache verwenden, kommunizieren Sie als Lehrperson geschlechtergerecht (vgl. Kommunikation durch die Lehrperson – impliziter Ansatz). Mit dem expliziten Ansatz gehen Sie einen Schritt weiter, denn Sie zielen darauf ab, Ihre Studierenden zu geschlechtergerechter Kommunikation anzuleiten. Die SpracheSie erklären Ihren Studierenden also, dass Sprache nicht nur die gesellschaftliche Realität zwischen den Geschlechtern spiegelt, sondern diese auch konstruiert. Sodann weisen Sie darauf hin, dass in Ihren Veranstaltungen die Verwendung von geschlechtergerechter Sprache erwünscht ist. Entsprechend machen Sie Ihre Studierenden mit den wichtigsten Regeln vertraut und verweisen auf einschlägige Ressourcen. Damit fördern Sie die Entwicklung von Genderkompetenz bei Ihren Studierenden. Schliesslich können Sie auch in schriftlichen Arbeiten und in Prüfungen die Verwendung geschlechtergerechter Sprache fordern und entsprechend in die Bewertung studentischer Leistungen einbeziehen. Wenn Sie unsicher sind, wie Sie Ihre Studierenden für die Wirkung von Sprache sensibilisieren können, hier ein Vorschlag zum Einstieg. Die BilderAuch die visuelle Kommunikation in Ihrem Fachbereich kann zum Thema einer Lerneinheit gemacht werden. Die Studierenden sollen dabei lernen, die Bildsprache des Faches im Hinblick auf Geschlechterverhältnisse und Geschlechterstereotype zu analysieren. Dazu können Sie den Studierenden den Arbeitsauftrag geben, ausgewähltes Bildmaterial zu analysieren. Das Ziel einer solchen Übung ist es, einseitige, reduzierende oder gar diskriminierende Darstellungen bewusst zu machen und zu lernen, Männer wie Frauen in vielfältigen und flexiblen Rollen oder Tätigkeiten darzustellen. Hier finden Sie eine Anleitung zur Analyse der Bildsprache von ausgewählten Materialien. Für Vielfalt sensibilisierenAnleitung zu geschlechtergerechter Kommunikation besteht schliesslich auch darin, ihre Studierenden für die soziale und kulturelle Diversität in der Gesellschaft zu sensibilisieren. Sie regen sie dazu an, ihre impliziten Referenzen bezüglich sozialer Herkunft, kultureller Zugehörigkeit und Geschlechtsidentität zu reflektieren. Diese Aspekte sind nicht unabhängig voneinander: aus einer Akademikerfamilie oder einer Arbeiterfamilie zu stammen bringt auch verschiedene Geschlechtsidentitäten mit sich, sowohl für Männer wie für Frauen. Wenn Sie die Studierenden für die Vielfalt ihrer sozialen Hintergründe sensibilisieren, tragen Sie dazu bei, die Vorstellung der Homogenität der Gruppe der Frauen oder der Männer aufzulösen und damit auch Geschlechterstereotype abzubauen. |
Kommunikation durch die Lehrperson / Impliziter AnsatzWie Sie als Lehrperson kommunizieren, hat eine starke Wirkung auf Ihre Studierenden. Um motiviert und erfolgreich lernen zu können, müssen sich Studierende in ihren jeweiligen Lebenszusammenhängen angesprochen fühlen. Es ist daher von grosser Bedeutung, eine Sprache zu verwenden, die weibliche und männliche Studierende gleichermassen anspricht. |
Lehr-/Lernmethoden / Expliziter AnsatzSie verfolgen einen expliziten Ansatz, wenn Sie die Studierenden zur Auseinandersetzung mit ihren Lernorientierungen anregen. Dies fördert bei den Studierenden eine Tiefenorientierung in Bezug auf das Lernen. |
Lehr-/Lernmethoden / Impliziter AnsatzIn den Überlegungen zu Lehr-/Lernmethoden spielt die Unterscheidung zwischen lehrendenzentrierter und lernendenzentrierter Lehre eine wichtige Rolle. Die lehrendenzentrierte Lehre ist in erster Linie auf die Vermittlung von Information durch die Lehrperson ausgerichtet und betrachtet die Studierenden als passive Empfänger. Dagegen hat die lernendenzentrierte Lehre die Studierenden und ihren Lernprozess im Blick. Die Aufgabe der Lehrperson ist es, diesen Lernprozess zu unterstützen und die Aktivität der Studierenden anzuregen. Eine auf die Studentinnen und Studenten zentrierte Lehrpraxis erscheint besonders wichtig im Hinblick auf die geschlechtergerechte Gestaltung von Hochschullehre. |
Lehr-/Lernmethoden / Integrierter AnsatzDie Frage der Lehr-/Lernmethoden aus einer Gender-Perspektive anzugehen verpflichtet nicht für eine spezifische Methode (vgl. Lernorientierungen). Doch eine Lehre, welche die Lernenden und ihre Lernprozesse ins Zentrum stellt, bietet die beste Voraussetzung, um auf die Bedürfnisse der Studierenden in ihrer Diversität einzugehen. Der Einsatz vielfältiger, partizipativer und reflexiver Lehr-/Lernmethoden erweist sich der Gleichstellung von Frauen und Männern besonders förderlich. |
Profil des Studienganges - Integrierter AnsatzHochschulen müssen sich heute mit ihrem Ausbildungsangebot gegenüber dem Arbeitsmarkt profilieren und von anderen Anbietern abheben. Die Berücksichtigung der Gender-Dimension in einem Studiengang kommt also bereits bei der Profildefinition zum Tragen. Einerseits wird damit sichergestellt, dass Frauen und Männer mit dem (neuen) Studiengang gleichermassen angesprochen werden. Anderseits werden so die Erkenntnisse der Gender Studies zu diesem Fachgebiet explizit in das Curriculum des Studienganges integriert. |
Selbstverständnis als Lehrperson / Expliziter AnsatzMit dem expliziten Ansatz verfolgen Sie das Ziel, die Gender-Kompetenz Ihrer Studierenden zu entwickeln. Dies stellt entsprechend höhere Anforderungen an Sie als Lehrperson als der implizite Ansatz (vgl. Selbstverständnis als Lehrperson – impliziter Ansatz). |
Selbstverständnis als Lehrperson / Impliziter AnsatzDie Beschäftigung mit geschlechtergerechter Lehre erfordert von den Lehrpersonen auch eine gewisse Bereitschaft, ihr eigenes Selbstverständnis als Frau oder Mann zu reflektieren. Dazu gehören insbesondere der Auftritt als Lehrperson und die persönlichen Vorstellungen über Rollen und Eigenschaften von Männern und Frauen. |
Studienbedingungen (Zulassung, Work load, Mobilität) / Integrierter AnsatzDie geschlechtergerechte Gestaltung der Studienbedingungen zielt darauf ab, den Zugang zu einem Studiengang für alle gleichermassen zu gewährleisten, unabhängig von Geschlecht, sozialem Hintergrund oder Lebensform. |
Studienberatung und Unterstützungsangebote / Integrierter AnsatzDie Gender-Dimension sollte auch in jenen Strukturen Eingang finden, die den Studierenden bei der Planung ihres Studiums und Bewältigung von Studienproblemen zur Verfügung stehen. Mittelfristig können diese Angebote zu einer ausgewogeneren Zusammensetzung
der Studierenden eines Fachbereichs beitragen (vgl. Horizontale Segregation). |
Studieninformation und Werbung für den Studiengang / Integrierter AnsatzDie Studieninformationen und die Werbung für den Studiengang sollten Frauen und Männer gleichermassen ansprechen. Dies bedingt zum einen, dass die Kommunikation in Text und Bild die Kriterien der Geschlechtergerechtigkeit berücksichtigt (vgl.
Kommunikation durch die Lehrperson – impliziter Ansatz). Zum anderen sollten die Studieninformationen inhaltlich darauf ausgerichtet sein, bei einem möglichst breiten Spektrum
von potentiellen Studierenden Interesse am Studium zu wecken. Im Fall eines ausgeprägten Ungleichgewichts zwischen den Geschlechtern im Studienbereich drängen sich darüber hinaus spezifische Massnahmen zur Förderung der geschlechtsuntypischen Studienwahl
auf. |
Studienziele (learning outcomes) / Integrierter Ansatz
Welche Bedeutung kommt der Gender-Dimension zu? Bei der Entwicklung eines (neuen) Studienganges ist es wichtig, die Gender-Dimension auf der Ebene der Studienziele zu verankern, damit sie bestmöglich in den Studienplan integriert werden kann. Zunächst wird es darum gehen, die zentralen Kompetenzen in Bezug auf Geschlecht im betreffenden Studiengebiet zu eruieren: Wie kommt die Gender-Dimension in den Fragestellungen der Disziplin zum Tragen? Was bedeutet die Berücksichtigung von Gender für die ärztliche Tätigkeit, für Lehrpersonen oder für Ingenieurinnen und Ingenieure? Einige Beispiele:
Der Erwerb von Gender-Kompetenzen durch die Studierenden Auf dieser Grundlage können die Gender-Kompetenzen definiert werden, die Studierende im Lauf ihres Studiums erwerben sollen. Diesbezüglich lassen sich vier Aspekte unterscheiden (vgl. Rosenkranz-Fallegger 2009), die jeweils fachspezifisch präzisiert und ausgeführt werden müssen :
Ansätze zur Integration von Gender in einen Studiengang Für die Integration von Gender-Aspekten in einen Studiengang bieten sich verschiedene Möglichkeiten an. Welcher Ansatz gewählt wird, hängt selbstverständlich vom jeweiligen Fach ab, aber auch von den institutionellen Möglichkeiten und den zur Verfügung stehenden Ressourcen (vgl. Institutioneller Rahmen). Becker & Kortendiek (2008:80ff) unterscheiden vier Ansätze:
Hier finden Sie weiterführende Ressourcen zur Integration von Gender in die Curricula. |
Überprüfung der Leistungen von Studierenden / Expliziter AnsatzWenn Sie einen expliziten Ansatz verfolgen, können Sie die Leistungen der Studierenden auch im Hinblick auf die in Ihren Lehrveranstaltungen erworbenen Gender-Kompetenzen überprüfen. Das bedingt, dass Sie den Erwerb von Gender-Kompetenzen explizit als Lernziel deklarieren und die jeweiligen Aspekte benennen, die in den einzelnen Lehrveranstaltungen behandelt werden sollen. Die Studierenden müssen wissen, welche Aspekte bei der Überprüfung ihrer Leistung eine Rolle spielen und welche Kriterien Sie anwenden werden.
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Überprüfung der Leistungen von Studierenden / Impliziter AnsatzDie Bewertung von studentischen Leistungen erfordert eine besondere Aufmerksamkeit für die Machtaspekte der Situation. Für die Studierenden steht viel auf dem Spiel und Gender-Aspekte beeinflussen fast zwangsläufig die Interaktionen mit Ihren Studierenden. Für eine geschlechtergerechte Bewertung von Leistungen müssen zwei Aspekte berücksichtigt werden. |
Überprüfung der Leistungen von Studierenden / Integrierter AnsatzAus der Perspektive der Geschlechtergerechtigkeit, beinhaltet die Überprüfung der Leistungen von Studierenden in einem Studiengang im wesentlichen zwei Aspekte: Zum einen sollen die Prüfungsbedingungen gleiche Erfolgschancen für beide Geschlechter gewährleisten. Zum anderen sollte unter den Lehrpersonen eines Studienganges die gemeinsame Reflexion der Kriterien zur Bewertung von Studienleistungen gefördert werden, um genderbezogene Verzerrungen zu vermeiden. |